Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 19
(PDF, 62 MB)
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pa durch den Landesausbau zunehmend knapper wurde. Somit öffneten die Zisterzienser sich
mehr und mehr der alten grundherrlichen Wirtschaftsform und übernahmen sogar Kirchenpat-
ronate und Ortsherrschaften, ganz wie weltliche Grundherren oder die älteren Benediktinerklöster
. Nachdem die ursprüngliche Wirtschaftsweise der Zisterzienser, die allein auf eigenbewirtschafteten
Grangien beruhte, sich als nicht praktikabel erwiesen hatte, erlaubte im Jahre
1208 das Generalkapitel den Klöstern auch eine grundherrschaftliche Wirtschaftsweise. Damit
wurde ein in vielen Klöstern schon länger geübter Brauch offiziell sanktioniert.

Bei vielen Zisterzienserklöstern blieben jedoch die außerordentlich effizient bewirtschafteten
Grangien das Rückgrat der Klosterwirtschaft. Erst im 14. Jahrhundert wandten sich viele vom
Eigenbau ab, weil die Zahl der Laienbrüder gesunken war. Dieser Personalmangel hatte seinen
Grund in der Konkurrenz durch die neuen Bettelorden, die jetzt viele fromme Männer aus dem
bäuerlichen Milieu anzogen, aus dem sich früher die Laienbrüderschaft der Zisterzienser
rekrutiert hatte. Nur im östlichen Deutschland, Polen und Skandinavien hielt sich die Gran-
gienwirtschaft noch wesentlich länger. Anderen Zisterzen blieb nichts anderes übrig, als die
Grangien aufzuteilen und an Bauern gegen Zins zu Lehen auszugeben.

Etwas Weiteres zeigte sich auch bald: Die Grangien erwirtschafteten gewaltige Überschüsse an
Feldfrüchten. Diese mussten auf die Märkte der umliegenden Städte gebracht werden. Zu diesem
Zweck legten sich die meisten Zisterzienserklöster Stadthöfe zu. Der Besuch und die
Beschickung von Märkten wurden Zisterziensermönchen schon bald durch das Generalkapitel
erlaubt. Dies begünstigte die Arbeitsteilung zwischen Stadt und Land, bei der auf dem Lande
Überschüsse an Agrarprodukten erwirtschaftet wurden, mit deren Erlös Fertigwaren in den
Städten erworben werden konnten. Dieser Prozess erschien gleichzeitig mit dem Zisterzienserorden
und trug stark zum Aufblühen der mitteleuropäischen Stadtkultur bei. Manche Zisterzienserklöster
erwarben auch Häuser in Städten, die als Lehen an Mieter ausgegeben wurden
(Maulbronn allerdings nur wenige).

Die Zisterzienser sorgten durch ihre regelmäßigen Treffen beim Generalkapitel dafür, dass sich
landwirtschaftliche Innovationen schnell im gesamten Orden durchsetzten. Beispielsweise verbreiteten
sich neue, bessere Obstsorten durch die Zisterzienser in ganz Europa. Die weißen
Mönche verhalfen darüber hinaus der Teichwirtschaft zum Durchbruch. Ihr Wasser- und Mühlenbau
war ebenfalls wegweisend (fast alle Zisterzienserklöster wurden an Bächen angelegt).
Die Schafzucht des Ordens mit dem Ziel der Wollproduktion wie auch der Herstellung von Pergament
wurde von allen Zisterzienserklöstern mit Weideland praktiziert. Sie war vor allem in
England so bedeutend, dass der Orden bald Europas größter Wolllieferant war. Ziegeleien und
Eisenhütten wurden von den Zisterziensern ebenfalls unterhalten. Somit hatten die Klöster ihre
unternehmerischen Aktivitäten über die Erzeugung von Agrarprodukten hinaus auf die Herstellung
diverser Güter des täglichen Bedarfs ausgedehnt.

Neben diesen wirtschaftlichen Leistungen dürfen die kulturellen Beiträge der Zisterzienser keinesfalls
vergessen werden. Der Baustil der Gotik, der sich in Burgund herausbildete, wurde mit
Hilfe der Zisterzienser über ganz Europa verbreitet, auch wenn die frühesten Zisterzienserbauten
noch im romanischen Stil errichtet wurden, wie beispielsweise die Maulbronner
Klosterkirche.

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