Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 21
(PDF, 62 MB)
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Grangien mehr aus, sondern gab das Land, das es erwarb, an Zinsbauern zu Lehen aus. Bald
erwarb Maulbronn auch Ortsherrschaften, im Jahre 1259 waren es bereits acht, zu denen in den
folgenden 40 Jahren noch drei weitere kamen. Dadurch, dass diese aber relativ weit voneinander
entfernt lagen, konnte sich ein zusammenhängendes maulbronnisches Territorium nicht bilden
. Dies störte die Mönche jedoch nicht weiter, sondern sie erwarben zahlreiche Ländereien.
Im 13. Jahrhundert wandte sich Maulbronn schon von der Grangienwirtschaft ab, die dadurch
kompliziert worden war, dass viele Grangien weit vom Kloster entfernt lagen, darunter
besonders jene um Speyer herum. Im Jahre 1224 erwarb Maulbronn das Patronat der Kirche
von Wiernsheim, man sieht, dass die ursprüngliche Regel der Zisterzienser, keine Kirchenherrlichkeiten
zu erwerben, auch im Fall Maulbronns durchbrochen wurde.

Wir sehen, dass die Zisterzienserklöster nicht nur Orte der Einkehr und des Gebets waren, sondern
ganz im Sinne des benediktinischen Mottos „ ora et labora " durch Arbeit und strenge Disziplin
zu großem Wohlstand kamen. So gelang es den Zisterziensern, die klösterliche Landwirtschaft
zu bedeutenden regionalen Wirtschaftsschwerpunkten auszubauen. Viele Äbte mit
unternehmerischem Talent gingen sogar noch einen Schritt weiter: Sie begnügten sich nicht
damit, Überschüsse aus dem Agrarsektor zu erwirtschaften. Sie weiteten ihre Produktion auch
auf Baumaterialien, Kleidung, Pergament und vieles andere aus, so dass man sie als Vorläufer
späterer handwerklicher und industrieller Produktionsbetriebe ansehen könnte.

VII. Schluss

Zum Schluss möchte ich noch kurz auf Maulbronn im späten Mittelalter und seine Säkularisation
zu sprechen kommen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse unseres Klosters waren in der
Mitte des 14. Jahrhunderts, als die spätmittelalterliche Agrarkrise begann, ausgesprochen gut.
Es gab noch Stiftungen ans Kloster und günstige Aufkäufe durch die Mönche. Das Patronat
dreier weiterer Pfarreien wurde erworben. Im Jahre 1361 konnte Maulbronn auch seiner Tochter
Bronnbach bei der Neuordnung seiner Wirtschaft helfen, was auf die wirtschaftliche Stärke
Maulbronns hinweist. Es scheint, dass Maulbronn auch später von den Disziplinproblemen
relativ verschont blieb, die viele Klöster im 15. Jahrhundert hatten. Die Maulbronner Mönche
wurden 1422-1430 zu mehreren Klosterreformen berufen, und noch 1460 beherbergte das
Kloster die hohe Zahl von 100 Mönchen.

Erst nach dieser Zeit verdunkelte sich der Himmel: Die Pfalzgrafen bei Rhein und die Herzöge
von Württemberg kämpften um den Einfluss über Maulbronn, während der Kaiser zusah.
Erst 1504 erhielt Herzog Ulrich von Württemberg, wie schon gesagt, die hohe und niedere Vog-
tei über Maulbronn als Reichslehen. Nun geschah das, was die Mönche immer befürchtet hatten
: Der Herzog nahm massiv Einfluss auf innerklösterliche Angelegenheiten und machte das
Kloster zum württembergischen Landstand.

Mit dem Bauernkrieg kamen protestantische Ideen ins Land, bald kam es zu Spannungen zwischen
dem Abt und dem Herzog, die 1534 mit der Besetzung des Klosters durch die Truppen
des Herzogs endete. Die Mönche flüchteten nach Pairis im Elsaß, von wo sie 1550 zurückkehrten
, aber das Schicksal des Klosters war nach dem Augsburger Religionsfrieden besiegelt:
1558 wurde der erste evangelische Abt des Klosters genannt, nachdem schon zwei Jahre vorher
im Kloster eine Schule eingerichtet worden war, die für die Heranbildung protestantischer
Geistlichkeit bestimmt war. Die Klostergüter wurden nunmehr von weltlichen Beamten des
Herzogs verwaltet. Damit war die Geschichte des Klosters Maulbronn beendet, eine kurze
Rückkehr zum Zisterzienserorden nach dem Restitutionsedikt 1630, als Mönche aus Lützel

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