Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 36
(PDF, 62 MB)
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Wie wichtig den Mönchen diese Herbergsfunktion war, zeigen zwei Ereignisse. Obwohl die
Neuenburger Güter mehr als eine Tagesreise vom Kloster entfernt lagen und somit nur schwer
zu bewirtschaften waren, resultierten die relevanten Neuenburger Besitzungen nicht aus Schenkungen
sondern aus einem Kauf. So groß war das Interesse Tennenbachs an diesem weit entfernt
liegenden Außenposten. Das zweite Beispiel: In Herbolzheim besaß das Kloster sehr viele
landwirtschaftliche Güter, deren Einnahmen zunächst im Herbolzheimer Hof gesammelt wurden
. Durch den Ausbau der Kenzinger Niederlassung wurde im Zuge einer Verwaltungsvereinfachung
die Herbolzheimer Niederlassung verkauft. Allerdings versehen mit der Auflage,
dass der Hof weiterhin den Mönchen als Herberge zur Verfügung stehen musste.

Kehren wir noch einmal zu den Kenzinger Besitzungen zurück. Das Engagement Tennenbachs
lässt sich hier wie folgt zeitlich zusammenfassen: Bis 1330 baute Tennenbach seine Besitzungen
kontinuierlich aus. Dann wird ein Perspektivenwechsels sichtbar: Die Verlagerung der
außerstädtischen Grangie in die florierende Stadt und der Ausbau der innerstädtischen Besitzungen
zum Verwaltungsmittelpunkt im nördlichen Breisgau. Bis um 1350 kamen dann insgesamt
neun beieinander liegende Häuser hinzu, die in der Nähe des Stadthofes bei der Brotgasse
lagen. Dies war eine für klösterliche, innerstädtische Niederlassungen typische Konzentration
um den Stadthof. Um 1370/71 sehen wir erneut eine deutliche Zäsur. Die Mönche müssen
nun Zinseinnahmen verkaufen, um solvent zu bleiben. Erst zu Ende des 14. Jahrhunderts konnten
sie diese Verschuldungen wieder ablösen. Seit dem 15. Jahrhundert waren die Mönche im
Wesentlichen damit beschäftigt, ihren Besitzstand zu erhalten. Finanzielle Reserven wurden in
Aus- und Neubauten der Häuser investiert. Es wurden aber praktisch keine neuen Immobilien
hinzuerworben.

Ein Kenzinger Bürgersohn als Abt

Diese Umbruchsphase vom Beginn des 14. Jahrhunderts bis ungefähr 1370 lässt sich mit der
Kenzinger Geschichte in Verbindung bringen. Oder - exakter formuliert - mit einem Kenzinger
Bürgersohn. Von 1336 bis 1353 amtierte der bis heute berühmte Tennenbacher Abt Johannes
Zenlin. Dieser stammte aus einer Freiburger Bürgerfamilie. Er führte im Kloster - wohl dank
seiner bürgerlichen Herkunft - in gewisser Weise bürgerliches Unternehmertum ein. Vor seiner
Abtszeit war er Wirtschaftsverwalter des Klosters.

Er war auch der Initiator und Schreiber des so genannten Tennenbacher Güterbuchs. Dieses
1317 angefangene Meisterwerk mittelalterlicher Wirtschaftsverwaltung war 1341 fertiggestellt
. Nachträge reichen allerdings bis in das 15. Jahrhundert. Hier wurden systematisch in
alphabetischer Reihung die Besitzungen und Rechte in den einzelnen Orten auf insgesamt 700
zweispaltigen Seiten notiert. Heute ist dieses im Generallandesarchiv Karlsruhe verwahrte
Kulturgut ein einzigartiges Dokument für die Wirtschafts-, Orts-, Sprach- und Kulturgeschichte
unserer Region. Der Anlass zum Anlegen dieses Dokuments ist in einem riesigen Chaos zu
vermuten. Tennenbach hatte in den fast 200 Jahren seit seiner Gründung eine Vielzahl größerer
und kleinerer Liegenschaften zum Geschenk erhalten, gekauft oder eingetauscht. Diese
lagen über Hunderte von Ortschaften verstreut. Niemand hatte mehr den Überblick. Besitzungen
, Zinsen und Rechte wurden nun von Zenlin zusammengestellt und in das Buch eingetragen
. Aber auch auf den ersten Blick nicht so richtig Dazugehörendes: So findet man hier beispielsweise
die Niederschrift der ältesten Fassung des Freiburger Marktrechts von 1120. Und
dass Neuenburg am Rhein eine Zähringergründung ist, wissen wir nur aufgrund des anklagenden
Eintrags im Güterbuch. Denn um die Stadt zu gründen, musste der Zähringerherzog zuerst
dort die Mönche enteignen.

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