Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 41
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0043
schließlich an Baden. Tennenbach wurde am 17. Juli 1806 säkularisiert. Der umfangreiche
Klosterbesitz wurde zur Finanzierung der modernen Staaten genutzt, oder - wie im Falle
Salems - auch zur Füllung der fürstlichen Privatschatulle.

Nach der Aufhebung Tennenbachs verließen die 20 Ordensgeistlichen und die verbliebenen
Laienbrüder das Kloster, obwohl ihnen die badische Regierung das Wohnrecht bis zu ihrem
Tod eingeräumt hatte. Eine kleine Rente war den Mönchen gewährt worden. Der größte Teil
des Konvents zog nach Kärnten, der Rest betätigte sich als Lehrer oder Pfarrer im Breisgau.

Doch mit der Auflösung des Klosters hatte sich die badische Regierung ein neues Problem
geschaffen. Trotz des steten Niedergangs war das Kloster zum Zeitpunkt der Aufhebung immer
noch ein bedeutender Wirtschaftsbetrieb. Hier lebten 121 Menschen, die nun ihres Arbeitgebers
beraubt waren. Jede Familie bekam ein kleines Stück Land zur Bewirtschaftung zugewiesen
. Der Wirt des Gasthauses wurde zum Vorsteher der kleinen Gemeinde ernannt. Ein Pfarrer
und ein Lehrer wurden gleichfalls gefunden. 1813 richtete man kurzzeitig ein Soldatenlazarett
in den Klostergebäuden ein. Aber dies bot den in Tennenbach lebenden Menschen keine Möglichkeit
, ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Die Tennenbacher mussten sich nach weiteren Verdienstmöglichkeiten umsehen. Es war, wie
das Sprichwort so treffend sagt: zu wenig zum leben, zu viel zum sterben. Die Siedlung wurde
zu einer Bettler- und Diebeskolonie. 1827 zog die badische Regierung die Notbremse. Die
Gemeinde Tennenbach wurde offiziell aufgelöst, die Bewohner sollten auf umliegende
Gemeinden verteilt werden. Es bereitete jedoch erhebliche Schwierigkeiten, die sich weigernden
Tennenbacher auszuweisen und geeignete Gemeinden für deren Aufnahme zu finden. Kein
Wunder bei dem "guten" Ruf der Tennenbacher. Erst 1832 gelang es unter Androhung empfindlicher
Strafen, die Gemeinde Tennenbach zu räumen. Diejenigen, die ein Heimatrecht in
anderen Gemeinden besaßen, wurden dorthin geschickt. Den in Tennenbach geborenen Personen
besorgte man das Bürgerrecht. Die Gebäude wurden, sofern sie noch nicht verfallen waren,
zum Abbruch versteigert. Stein um Stein verschwand.

Nur die Klosterkirche konnte gerettet werden. Man beschloss, sie abzubauen und als evangelische
Ludwigskirche in der Zeit von 1829 bis 1839 in Freiburg wieder aufzubauen. Dies war
kein Akt kulturellen Verständnisses, sondern beruhte auf finanziellen Erwägungen. Man kalkulierte
die Kirchenverlegung billiger als einen kompletten Neubau. Doch auch diesem Vorhaben
war keine Dauer beschieden. Ein Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstörte auch dieses
Kulturgut eines über Jahrhunderte blühenden Klosters. Es war das unwiderrufliche Ende
des Klosters Tennenbach.

41


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0043