Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 51
(PDF, 62 MB)
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auf hoher See, jene in einem menschenleeren Landstrich von Geburtsnöten überrascht und
dank der Fürsprache eines/einer bestimmten Heiligen gerettet worden.

Der Holzschnitt Burgkmairs ließe sich als Werbung verstehen: Schaut, Wallfahren ist kinderleicht
- wäre da nicht das Kreuz, ein unübersehbares memento mori. Realisten wussten, dass
man unterwegs mehr noch als daheim von Hunger, Durst, Hitze, Kälte, Müdigkeit, Krankheit
und Tod bedrängt wurde. Gewohnheiten, Recht und Sprache erinnerten einen Tag um Tag
daran, dass man zu den Anderen, zu den Fremden gehörte. Man tat daher gut daran, vor dem
Aufbruch sein Haus so zu ordnen, als verlasse man es für immer. Man machte sein Testament,
bezahlte seine Schulden und bat Mitmenschen um fürbittendes Gebet; zur Bitte, Unrecht zu
verzeihen, gehörte die Bereitschaft, Wiedergutmachung zu leisten.

So wie die vier Personen dargestellt sind, waren sie in der Erwartung aufgebrochen, die Heimat
wiederzusehen. Da Schrift- und Bildquellen Pilger recht häufig erwähnen, werden sie in
diesem Beitrag wiederholt als Beispiele von Reisenden erwähnt.

Und das Gepäck? Ihrer sorgfältigen Kleidung nach zu urteilen, handelt es sich bei den vier Wandersleben
um wohlhabende Bürger, die es sich leisten konnten, Diener mit Tragtieren und dem
nötigen Gepäck vorauszuschicken. Doch galt für alle: so wenig Gepäck wie möglich, so viel wie
nötig. Am leichtesten, dafür ungemein wertvoll waren Empfehlungsschreiben; sie konnten zu
kostenloser Unterbringung, zu einer gedeckten Tafel und zum Erlass lästiger Fähr- oder Brückengelder
verhelfen. Eine Tasche barg Ausweis und Geld; mancher versteckte Goldmünzen im
Gürtel oder zwischen den Schuhsohlen. Ein Messer trug man am Gürtel, den Löffel oft am Hut.
Ein Sack - geschultert, aber längst nicht so bequem wie ein moderner Rucksack - barg weitere
'Habseligkeiten': Kleidung; ein Paar Sohlen; Messer und Becher; Netz oder Angelschnur; Feuerzeug
. Mit Brot und Käse ließ sich der Bedarf an Kohlehydraten, Fett und Eiweiß decken; vom
Trinkwasser wurde schon gesprochen.

Von den meisten mittelalterlichen Reisenden erfahren wir nichts. Am ehesten ist mit Nachrichten
zu rechnen, wenn ein 'Großer' in die Ferne gezogen oder Außergewöhnliches vorgefallen
war. So wissen wir, dass Bernhard, Abt des Zisterzienserklosters Clairvaux in Burgund
und eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des 12. Jahrhunderts, auf seiner Reise vom
Bodensee nach Frankfurt im Jahre 1146 mit großem Gefolge auch durch Kenzingen gekommen
ist; unterwegs hat er Kranke geheilt und anderes gewirkt, was die Zeitgenossen ehrfürchtig
als Wunder betrachtet haben.

Wahrscheinlich hat auch mancher König in Kenzingen gerastet. In Ermangelung einer Hauptstadt
übten Herrscher ihr hohes Amt ja im Reisen aus, in Deutschland länger als in Frankreich.
Da Urkunden schon im Mittelalter den Ort und das Datum der Ausstellung nennen, sind wir
über den Reiseweg vieler Könige umso besser unterrichtet, als erzählende Quellen wertvolle
Ergänzungen bringen. Als Beispiel sei das Itinerar (von lat. her, Reise, Weg) König Rudolfs I.
für die Jahre 1281 bis 1291 vorgestellt (Abb. 2). Die Bedeutung des Oberrheingebietes und der
hier zahlreichen Städte tritt unmittelbar hervor. Auf dass Gesandte fremder Herrscher, die eigenen
'Großen' sowie Bittsteller den König nicht lange suchen müssten, lag dessen Reiseweg
meist schon im voraus für Wochen fest. Der König und sein Gefolge zogen möglichst über
Wege, die relativ gut ausgebaut waren, mit Brücken, Furten und Fähren, mit Viehtränken,
Übernachtungsmöglichkeiten für Mensch, Reit- und Zugtier usf. Auch Kaufleute, Krieger und
Studierende, um drei weitere Gruppen von Reisenden zu nennen, zogen vorzugsweise über die
'Straßen des Königs', auf denen ein besonderer Friede herrschen sollte.

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