Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 60
(PDF, 62 MB)
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Auf dem Rhein bedeutete die Strömung für die Talfahrt eine unschätzbare Hilfe. Bei Straßburg
fließt das Mittelwasser mit einer Geschwindigkeit von 2,15 m in der Sekunde (heute; vor der
'Rheinkorrektion' im 19. Jahrhundert langsamer). Bei 2 m pro Sekunde kommt man auf fast
170 km in 24 Stunden. Wie oft dieser Wert erreicht wurde, sei dahingestellt, war man doch weit
davon entfernt, 'schneller, weiter, höher' zu fordern; andererseits ist man auf dem Rhein auch
nachts gefahren, bei Mondschein. Flussaufwärts wurde gesegelt, gerudert, gestakt oder getreidelt
. Beim Treideln zogen Tiere oder Menschen an Seilen das von einem Mann auf Kurs gehaltene
Boot; Pferde mochten dabei auf 15-20 km pro Tag kommen.

Nicht von ungefähr gab es zu Wasser früher als zu Lande regelmäßigen Verkehr. So fuhren seit
dem 15. Jahrhundert zur Messezeit Marktschiffe zwischen Frankfurt und Mainz; später wurde
diese 'Linie' nach Köln bzw. Worms und Straßburg verlängert

Reisen wenn der Himmel lacht

Grundsätzlich konnte man zu allen Jahreszeiten reisen; doch
zog man die Monate März bis Oktober vor. In der warmen
Jahreszeit war eher mit festen Wegen zu rechnen; auch waren
die Tage länger, und im Herbst konnte man mit wilden Beeren
und nahrhaften Nüssen eine Zeit lang den Hunger stillen.
Behinderte hatten im Sommer eher Aussicht, auf einem
Gefährt mitgenommen zu werden. Blinde mussten ja geführt,
Gelähmte getragen oder gefahren werden - sofern sie sich
nicht, als 'Schemeler', mühsam kriechend zum Ziel schleppten
. Bei milder Witterung war das eine Qual, bei Nässe und
Kälte vollends unerträglich (Abb. 8).

Der eingangs vorgestellte Holzschnitt lässt auf gutes Wetter
schließen; man kann sich ausmalen, wie Reisenden zumute
war, die - nach unseren Vorstellungen unzweckmäßig gekleidet
- bei Schneetreiben ein fernes Ziel aufsuchten.

Ein ausgesprochen verkehrsgünstiges Land

Die Natur meinte es im Allgemeinen gut mit Menschen, die durch das Oberrheingebiet reisten.
Ein mildes Klima, fruchtbare Böden und das Fehlen größerer Hindernisse begünstigten das
Unterwegssein. Bis ins Mittelalter war der Wald in der Ebene gelichtet, wenn nicht gerodet.
Infolgedessen erfreuten sich Land und Siedlungen, Bewohner und Reisende größerer Sicherheit
als in menschenarmen Gegenden, in denen lichtscheue Gestalten sich nach einem Überfall
in undurchdringliche Wälder zurückziehen konnten.

Die Dichte der Siedlungen sei an zwei Beispielen erläutert. Rings um Kaiserstuhl, Tuniberg
und Nimberg folgt, oft im Abstand von nur ein bis zwei Kilometern, eine Siedlung der anderen
(Abb. 9). Westlich des Batzenberges reihen sich von Südwesten nach Nordosten fast in
Luftlinie über gerade sechs Kilometer Entfernung Offnadingen, Norsingen, Scherzingen,
Schallstadt, Wolfenweiler und Ebringen. Wie archäologische Quellen zeigen, gab es viele Siedlungen
mit einem Ortsnamen auf -ingen schon im Frühmittelalter.

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