Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 63
(PDF, 62 MB)
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Straße, Weg und Pfad

Das Tennenbacher Güterbuch und andere Güterbeschreibungen, wie sie zum Oberrheingebiet
in großer Zahl vorliegen, erwähnen Pfade, Wege und Straßen, die große und kleine, bedeutende
und unscheinbare Orte miteinander verbanden. Reisenden kam diese Vielfalt zugute; galt
ein Weg als unsicher oder unbegehbar, wich man auf einen anderen aus.

Die Bezeichnung 'Straße' - aus spätlateinisch (via) strata von spernere, ausbreiten - verweist
darauf, dass man Material ausbreitete und befestigte, damit Mensch, Tier und Gefährt besser
vorankämen. Bis in die Neuzeit begnügte man sich im Allgemeinen mit festgetretenen Wegen.
Wenn möglich, verliefen diese nicht auf der von Flussschiingen durchzogenen Talsohle, sondern
auf dem Hochgestade, sicher vor Hochwasser und fern von malariaverseuchten stehenden
Gewässern. Alte Straßen schmiegen sich noch heute - wie man an der Bundesstraße 3 zwischen
Emmendingen und Kenzingen sieht - an den Fuß von Gebirgsausläufern; Ähnliches gilt für den
Apennin (Via Emilia; Piacenza - Rimini) und die Vogesen.

Über die Breite entschied die Funktion. Die Straße des Königs sollte in der Ebene etwa 5 m
breit sein, damit Wagen einander ausweichen könnten; für einen Karrenweg genügten 2,5 m,
für einen Fußweg weniger als 1 m; der Pfad bot einem Fußgänger oder Reiter gerade ausreichend
Platz. Im Gebirge waren Straßen etwa 2,7 m breit, für Träger und Packtiere geeignete
Saumpfade nicht mehr als 1,5 Meter.

Bis in die Neuzeit blieben die meisten Landwege nach unseren Maßstäben mangelhaft. Bei
Regen liefen Schlaglöcher voll Wasser; Staub verwandelte sich in Matsch, und abschüssige
Hohlwege glichen reißenden Bächen. Oft eröffneten Fußreisende und Reiter neue Wege
parallel zur Straße oder wählten steile Abkürzungen. Trotz vieler Unzulänglichkeiten sind
'Große' pünktlich zum Reichstag erschienen; rechtzeitig fanden sich Scholaren zum Studium
und Kaufleute zur Handelsmesse ein. Die Erfahrenen unter ihnen hielten sich an einen bewährten
Plan, der bestimmte Orte für Rast und Übernachtung einschloss.

Furten und Fähren, Stege und Brücken - keineswegs selbstverständlich

Über Bäche führte vielleicht ein Baumstamm; mancher Fluss musste durchwatet werden - ein
nicht ungefährliches Unternehmen, drohten doch Unterkühlung oder gar Ertrinken. Die Einrichtung
einer Fähre lohnte sich erst, wenn so viele Menschen unterwegs waren, dass der Ferge
und seine Familie von den Einnahmen leben konnten. Weniger aufregend war die Überquerung
eines Flusses, wenn eine Insel die Wassermassen teilte; später erleichterte sie den Brückenbau.
Solche Inseln fanden sich im Oberrhein in großer Zahl, etwa bei Breisach und Straßburg.

Legenden erinnern an die Bedeutung von Flussübergängen in vorindustrieller Zeit. Christopherus
trug Fremde durch einen Fluss; eines Tages erkannte er, dass er Jesus, den Herrn der
Welt, geschultert hatte. Die Legende rühmt solche Dienste als weltbedeutsame Hilfe. Oft reichte
dem Fährmann das Wasser nicht nur bis zu den Waden, wie Anhänger von Autoschlüsseln
mit dem Bild des Christopherus glauben machen, sondern bis zur Hüfte, stellenweise gar bis
über den Scheitel.

Bau und Unterhaltung fester Brücken verschlangen gewaltige Summen. Deshalb begnügte man
sich vielerorts bis ins 20. Jahrhundert mit Fähren. Immerhin gab es seit dem 11. Jahrhundert
manche Ausnahme, gefördert durch eine andere Einstellung zum Verkehrswesen und zu Opfern
von Fährunglücken, die grundsätzlich vermeidbar gewesen wären. Seelsorger erweiterten den

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