Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 65
(PDF, 62 MB)
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Verdammnis weder Taufe noch Glaube entscheiden, sondern das Verhalten Fremden gegenüber
(Mt 25, 35-46): Ich war hungrig, durstig, nackt, obdachlos, krank, eingesperrt - und ihr?! „ Was
ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan. " In Wort und
Bild wurden Kleriker und Laien an Jesu Gleichnis und Rede immer wieder erinnert - etwa im
Freiburger Münster in sechs Medaillons, die zum ältesten und schönsten Bestand des Fensterschmucks
gehören (Abb. 12).

Auf das Gebot Jesu hat sich im 6. Jahrhundert
Benedikt von Nursia berufen. Er hat
dafür gesorgt, dass die klösterliche Gastung
bis ins Hochmittelalter eine überragende
Rolle gespielt hat. „Alle Gäste, die kommen
, sollen wie Christus aufgenommen
werden; denn er wird einst sagen: 'Ich war
fremd, und ihr habt mich aufgenommen.'
Und allen erweise man die ihnen gebührende
Ehre. " Die Mönche sollen Arme und
Pilger ganz besonders ehren, "weil in ihnen
Christus im wahrsten Sinne aufgenommen
wird; denn das gebieterische Auftreten der
Reichen erzwingt sich die Ehrerbietung ja
von selbst". So fordert es die 'Regel', die
Benedikt in den Jahren 540-560 zusammengestellt
hat. Der Abt soll eines Gastes
wegen sogar das Fasten brechen; für den
Abt und die Gäste soll eine eigene Küche
eingerichtet sein, „so stören die Gäste, die
zu unbestimmten Zeiten ankommen und im
Kloster niemals fehlen, das Leben der Brüder
nicht". Gastfreundschaft schloss die
Pflege des Körpers ausdrücklich ein. Abt und Mönche sollen den Gästen die Füße waschen.
Um das Jahr 820 hat ein Abt im Geiste Benedikts ergänzt: Strapazierte Füße soll man zusätzlich
mit Öl einreiben.

Abb. 12: Werk der Barmherzigkeit, Freiburger Münster
. In Kopie

Nicht nur 'arme Schlucker' unter den Reisenden wussten es zu schätzen, wenn sie im Abstand
von etwa einer Tagereise (30 km) in einem Kloster Herberge fanden - und in solchem Abstand
folgten Klöster im Oberrheingebiet einander.

Tausende von Männern und Frauen haben seit bald 1500 Jahren die Regel Benedikts befolgt.
War ein Kloster Ziel der Pilger, haben die Mönche in Zelten, im Kreuzgang oder sogar in der
Kirche Massenquartiere eingerichtet. Welche Scharen zeitweise unterzubringen waren, zeigt
Kloster Einsiedeln (Schweiz): Im Jahre 1466 verkaufte man dort in 14 Tagen 130 000 metallene
Pilgerzeichen. Selbst wenn nur einer von hundert Besuchern Quartier gebraucht hätte,
wäre man immer noch auf fast hundert Übernachtungen pro Tag gekommen. Ein Sonderfall?
Ein großes französisches Kloster trug nicht den Namen eines Ortes (wie Maulbronn), eines
Flusses (wie Fulda) oder eines Heiligen (wie St. Gallen); vielmehr erinnerte es an seine Funktion
: Caritas super Ligerim, La Charite-sur-Loire, 'an der Loire geübte Nächstenliebe'.

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