Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 68
(PDF, 62 MB)
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waren Federkissen oder Felle gefragt. Die Frage, wie oft die Bettlaken gewechselt wurden,
muss offen bleiben. Oft schlief man unbekleidet, fand also keine zusätzliche Wärme durch ein
Nachthemd. Uralte Erfahrung ist in ein Wort der Bibel eingegangen: „ Wenn zwei zusammen
schlafen, wärmt einer den anderen; einer allein - wie soll er warm werden? " (Koh 4, 11). Die
Weisen aus dem Morgenland (Mt 2, 1-12), Prototypen der Fernreisenden, sind häufig ähnlich
dargestellt worden wie auf einem Kapitell in Autun: Einträchtig ruhen sie unter einer Decke;
hätte ein solches Lager als deklassierend gegolten, hätte man sie anders abgebildet.

In Gasthäusern musste man damit rechnen, nicht nur die Kammer, sondern auch das Bett mit
Unbekannten zu teilen. In Nobelquartieren bot gegebenenfalls ein 'Himmel' Sichtschutz gegenüber
Zimmergenossen in anderen Betten. Legte eine Reisegruppe Wert auf Komfort, schickte
sie Boten voraus, die auf Packtieren Geschirr und Besteck, Betten, Decken und Teppiche mit
sich führten; sie sorgten dafür, dass die Herrschaften unterwegs einen Imbiss, bei ihrer Ankunft
Speisen, Getränke und Betten wunschgemäß vorfanden.

Licht war teuer und gefährlich; einen 'Kammertopf konnte sich nicht jedes Gasthaus leisten.
Wer nachts 'verschwinden' musste, tastete sich auf den Hof oder in den Stall und fand sich auf
dem Rückweg in der Dunkelheit zwischen mehreren Betten nicht immer zurecht. Die sanitären
Verhältnisse in Gasthäusern entsprachen denen der Gesamtgesellschaft, nicht anders als heute.
Der Körper wurde eher vernachlässigt - was verschwenderische Kleidung, üppiges Essen und
teure Duftwässer nicht ausschloss. Seit dem Spätmittelalter konnte man in Städten und größeren
ländlichen Gemeinden mit öffentlichen Bädern rechnen; doch standen sie oft in zweifelhaftem
Ruf wegen räumlicher und funktionaler Nähe zum Bordell. Penetranter Geruch fiel
nicht weiter auf, vielleicht deshalb, weil man ihn von frühester Jugend an kannte. Ungeziefer
war zu gewöhnlich, als dass es in Aufzeichnungen häufig erwähnt wäre. Mancher wird lieber
unter einem Baum kampiert haben als in einer verlausten Herberge.

Obwohl Europa von Klöstern übersät war, obwohl es Spitäler für reisende Pilger gab und die
kommerzielle Gastlichkeit seit dem Spätmittelalter zunahm, ist private Gastfreundschaft den
Reisenden bis heute willkommen.

Verständigung unterwegs

Gebildete verständigten sich zwischen Island und Sizilien, Irland und Krakau auf Latein. Je
langsamer man reiste, desto eher konnte man sich im Gespräch mit Weggefährten an ein fremdes
Idiom gewöhnen; insofern waren Fußreisende im Vorteil. Oft blieb allein die Sprache der
Gebärden. Relativ formkonstant und damit leicht verständlich sind Gesten für den Wunsch
nach Nahrung oder Schlaf. Andere Zeichen verstand man nur zu gewissen Zeiten, etwa die über
Kreuz gelegten Zeigefinger als Hinweis, dass die Person zu den Kreuzfahrern gehöre.

Waren und Dienstleistungen - nicht umsonst

Wer eine längere Reise erwog, musste sich auch Gedanken zu den Kosten machen. Deren obere
Grenze ließ sich nicht festlegen. Fiel man Feinden in die Hände, kam man vielleicht gegen ein
Lösegeld wieder frei; es konnte weit höher ausfallen als die Einkünfte eines Jahres.

Die Liste von Waren und Dienstleistungen, die zu bezahlen waren, wurde im Laufe der Jahrhunderte
immer länger: Essen und Trinken; Unterkunft (ggf. auch für Diener, Pack- und Reittiere
); Kleidung (vor allem Schuhe); Körperpflege (Diät, Bad, Arzt, Apotheker); Geldwechsel
. Pass und Gesundheitsbescheinigung waren unterwegs zu erneuern. Es summierten sich

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