Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 77
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0079
beurkundet Abt Adam, Konrad Burger sei Mönch des Zisterzienserklosters Tennenbach, Diözese
Konstanz; Wut und Unverschämtheit der Feinde hätten das monastische Leben unmöglich
gemacht und die Mönche zum Verlassen des Klosters gezwungen. Der Leser wird beschworen,
erbetene Hilfe zu gewähren, eingedenk der Worte Jesu, dass man das, was man einem der
geringsten seiner Jünger tue, ihm selber erweise, der Gutes hundertfach vergelte. Weitere Entlassungsschreiben
bestätigen, Burger habe sich durch wahrhaft klösterlichen Lebenswandel
ausgezeichnet: Frömmigkeit und Bescheidenheit, Gehorsam und Friedfertigkeit; er scheide auf
eigenen Wunsch, man bedaure sein Fortgehen.

Solche Schreiben waren wertvoller als Bargeld, das geraubt werden konnte; sie sollten Türen,
Herzen und Geldbörsen öffnen und den Reisenden in den Genuss der Solidarität kommen lassen
, die Christen grundsätzlich, Mönche - und hier erst recht Ordensbrüder - einander erweisen
sollen. Nach Form und Inhalt stehen heutige Führungszeugnisse auch in den Traditionen
von Schreiben, mit denen Mönche aus einem Konvent entlassen wurden.

Unterwegs

Burger reiste meist zu Fuß. Offensichtlich verfügte er über Ausdauer und eine robuste Konstitution
. Angaben wie die, für die Strecke Orleans - Paris (etwa 120 km) habe er zwei Tage
gebraucht, sind nicht ungewöhnlich. Wenn möglich reiste er zusammen mit einem anderen
Mönch. In den Bericht von einer Donaufahrt, die er zusammen mit einem Benediktiner aus St.
Peter im Schwarzwald unternahm, flicht er eine Abmachung ein, wie auch andere Reisende sie
im Interesse des Friedens getroffen haben werden: Wochenweise sollten sie abwechselnd in
Fragen der Zweckmäßigkeit als „Meister" entscheiden.

Mordgefahr und Erfrierungen

Wiederholt musste Burger bei Eis und Frost reisen, ohne dass deutlich würde, warum man das
Unternehmen nicht in eine günstigere Jahreszeit verschob. Von dem mit „Exulanten" überfüllten
Wettingen brach er auf Befehl seines Abtes am 29. Dezember 1632, im „rauesten Winter",
nach Altenryf/Hauterive im Üchtland auf. Jenseits von Bern wusste er an einer Weggabel nicht,
wie weiter. Ein vor ihm Gehender, auf den Weg nach Freiburg i. Ü. angesprochen, forderte ihn
auf zu folgen. „Ich verargwohnte nichts Böses, volgte als ein Lämblin einem Wolffen nach. "
Bald darauf holte plötzlich ein Reiter beide ein und warnte Burger: Der Weg führe in einen
Wald, in dem der „starcke Strolch" ihn sicher habe umbringen wollen; mehrere Geistliche
seien jüngst im Berner Gebiet ermordet worden. Bis nach Freiburg gab der Unbekannte Geleit.
Burger zeigt sich nach ähnlichen Begegnungen überzeugt, dass sein Schutzengel ihn gerade
noch rechtzeitig gewarnt habe.

Im Advent 1633 muss Burger zusammen mit seinem Mitbruder Benedict Leuthin auf Befehl
ihres Abtes weiter nach Morimond in der Champagne ziehen; der Abschied war für Burger nur
deshalb „nit so gar unangenemb", weil ihm „die Abstinenz vom Flaischessen sehr hart
ankhommen, und nie khein gsunden Tag konnte haben". Am 2. Dezember 1633 brachen beide
auf. Unterwegs wurden sie in dem Städtchen Orbe (am östlichen Fuß des Jura) „von den Keze-
ren hefftig verlacht und verachtet", die es ihnen „wohl gundten, daß wir vertriben weren".
Den Jura überquerten sie „ in grausamer Kälte "; oft fielen sie bis über den Kopf in den Schnee,
den der Wind in die Hohlwege geweht hatte, so dass „einer den andern herausziehen muest".
Burger trug schwere Erfrierungen davon; das Fleisch sei „ bis auff die Bein an den Versen hinweg
gefault" gewesen. Die Hoffnung, in Bellevaux die Wunden ausheilen zu können, erfüllte

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