Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 81
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0083
In Burgund begegnete Burger einem jungen deutschen Adligen - wie sich herausstellt: einem
Mitschüler aus Ensisheim i. E. - und dessen „Hoffmeister"; beide wollen sich gerade eine Kar-
tause anschauen. Wiederholt erfährt Burger, dass seine Gastgeber ihn wie andere Bildungsbeflissene
behandeln. In Pontigny seien ihm ,, v/7 Ordens Antiquiteten" gezeigt worden, an einem
Ort, an dem er mit seinem Rosenkranz eine Reliquie berührt habe, um eine Sekundärreliquie
zu erhalten. Von Frömmigkeitsübungen ist in Paris nicht die Rede, obwohl er auch dort Heilige
und heilige Stätten hätte verehren können. Ein ihm wohl gesonnener Mitbruder weist ihn
zurecht: Es sei nicht recht, dass er die Stadt verlassen wolle und „nichts Memorable darin
gesehen" habe. Burger bleibt also noch einen halben Tag, und der „Famulus" seines Ordensbruders
muss ihn „ in der Statt herumb füehren, und des Königs und andere fürnembste Paläst
zeigen". Ähnlich geht es ihm später in Wien: In einem Franziskanerkloster erweist man ihm
und dem schon erwähnten Gefährten aus St. Peter mit Beköstigung und Übernachtung „große
Liebe". Nach dem Frühstück wird ihnen, wie selbstverständlich, „einer zugegeben, der uns in
der Statt herumbfüehren und die fürnembste Ort zeigen muest".

In französischen Klöstern: Auflösung der vi tu communis

Nach der Regel Benedikts konnte der Abt getrennt von seinen Mönchen speisen und schlafen.
Darunter musste die Gemeinschaft so lange nicht leiden, wie der Abt im Klosterbereich wohnte
und das Leben der Mönche teilte. Doch im Laufe der Jahrhunderte waren Äbte großer, dem
Adel vorbehaltener Klöster anspruchsvoll geworden; sie wollten ähnlich leben wie ihre Verwandten
in der „ Welt". So wohnte der Generalabt der Zisterzienser im Schloss Gilly, zwei
Stunden von seinem Kloster entfernt; am Vorabend von Fronleichnam ließ er sich nach Citeaux
kutschieren, um hier dem „Fest Corporis Christi beyzuwohnen"; ähnliches beobachtete Burger
in Morimond.

Von da bis zur Einrichtung von Kommendatarabteien war es kein so weiter Schritt. Ein geistlicher
oder weltlicher Fürst ließ sich eine Abtei übertragen, deren Einkünfte er für eigene
Belange und nicht die der Gemeinschaft einsetzte. Solche Zweckentfremdung mochte bei
einem nur kleinen Konvent in großen Gebäuden mit reichem Besitz verständlich sein. Belle-
vaux habe zur Zeit seines Besuches sechs Mönche gezählt und einem Kommendatarabt unterstanden
, „so aber ni im Kloster wohnt", rügt Burger. In Cherlieu - früher „ein herlichs Closter
jezund auch mit einem Commendatario verderbt" - verachtet und vertreibt man die beiden
Exulanten. Die „feine rechte Disziplin und Ordnung" in Beaulieu erklärt Burger damit, dass
dort „noch ein rechter geistlicher Abbt und khein Commendatarius " gewaltet habe. Burger hat
die Benediktinerabteien Cluny und La Charite-sur-Loire als reformiert und gastfreundlich in
Erinnerung - obwohl er wusste, dass beide Richelieu unterstanden und obwohl er aus seiner
Abneigung gegen diesen Bischof, Kardinal und leitenden Minister Ludwigs XIII. keinen Hehl
macht. Das differenzierte Urteil erhöht Burgers Glaubwürdigkeit auch in anderen Fragen.

Citeaux habe einen „schwierigen" Prior und einen „auffrüerisch Convent" gehabt. Die Mönche
hätten Neuerungen abgelehnt und Hilfe von außen gegen den frommen und Reformen aufgeschlossenen
Abt Nivelle gerufen; den habe Richelieu dann abgesetzt und zum Bischof seines
eigenen, armen Bistums, sich selber zum Abt von Citeaux und (von den deutschen Zisterzienserklöstern
nicht anerkannten) Generalabt der Zisterzienser gemacht. Hier ist Wesentliches
der verwickelten Affäre richtig wiedergegeben.

Wiederholt beobachtet Burger die Auflösung des gemeinsamen Lebens. In Cluny hätten 60
Mönche sich einer Reform unterworfen (Abstinenz vom Fleischessen und strenge Klausur); 20

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