Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 82
(PDF, 62 MB)
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Professen hätten dagegen lieber „im Stättlin" gewohnt. La Charite in Burgund „istzwar noch
ein schön Closter, jedoch leben die Münche nit insgemein"; wöchentlich bekommen sie Geld,
mit dem sie nach Belieben Nahrung und anderes Notwendige kaufen; immerhin „essen sie miteinander
im Refectorio". „ Unordnung" auch in Morimond: Jeder konnte in einem abschließbaren
Kastens Speis und Trank aufheben; nachmittags „schlupften" Mönche in einem Winkel
zusammen, wo sie ihre Vorräte verzehrten. Ungerügt bleibt, dass man in einem österreichischen
Kloster von der reichlichen ,, Trinekportion" einen Rest mit in seine Zelle nehmen durfte
; Franzosen gegenüber legt Burger also einen strengeren Maßstab an.

... mangelnde Gastfreundschaft

Auch als Bittsteller hält Burger wenig von Askese, wiederholt bekennt er seine Vorliebe für
gutes Essen und Trinken und ein warmes Bett. So gesehen war er ein schwieriger Gast; manche
Klöster wollten oder konnten seine - wie ein gutes Recht geltend gemachten - Ansprüche
nicht befriedigen.

In Bellevaux verbergen sich die wenigen Mönche vor ihren deutschen Ordensbrüdern, „als
weren wir Teufel". Sie schicken einen Buben, der in dem „französischen Camin" ihres Zimmers
Feuer macht. Burger beschwert sich über die seiner Meinung nach völlig unzureichende
Bewirtung; man verspricht, sie besser zu „traktieren", doch es geschieht nichts. Hunger und
Kälte treiben ihn zu einer Erkundungstour durch das nächtlich-finstere Kloster: Er will „hingehen
, und importun sein mit Heüschen [Heischen], und nit nachlassen, bis ich etwas erhat-
sche". Er tastet sich an Mauern entlang, steigt „den Schnecken" [die Wendeltreppe] hinunter
und kommt in den Kreuzgang. Schließlich sieht er Licht, auf das er zugeht. In der Küche sitzen
drei Mönche am Feuer; als sie Burger sehen, lassen sie alles stehen und liegen und laufen
fort, „ nit anders als hett sie ein Gspenst verjagt". Burger nimmt Licht und Holz; man facht das
Feuer im Zimmer wieder an und wärmt sich bis gegen Mitternacht „mit dem hungerigen
Bauch ".

Immerhin hatten die Reisenden hier mit dem heizbaren Raum einen für Klöster im damaligen
Frankreich ungewöhnlichen Komfort. Am nächsten Morgen bekommen sie die Erklärung: sie
hätten im Zimmer des Abts und Erzbischofs übernachtet! Andernorts gab es statt (heizbarer)
Stuben nur ein gemeinsames Konventfeuer, an dem sich die verfrorenen Reisenden in La Charite
gleich aufwärmen konnten; in Morimond mussten sie frieren, bis die Alten schlafen gingen
; erst dann durften die Jungen sich ans Feuer setzen.

Die Betten: Oft nur ein Strohsack, vielleicht mit einem oder zwei Leinentüchern und einem
Federkissen für den Kopf; die Decke sei gelegentlich so dünn wie ein Tischtuch gewesen. In
Morimond habe durch die fensterlosen Zellen ein eisiger Luftzug geweht. Im Bett „nit halber
gedeckt", wurde Burger auch nachts nicht warm.

So dürftig wie die Schlafstätte waren oft die Mahlzeiten. In Bellevaux als Nachtessen ein halbes
Maß Wein und für jeden ein Ei; „das war die ganz Tracht". Zum Frühstück etwas Wein
und ein Ei. Burger rügte einmal mehr die seiner Meinung nach völlig unzureichende Beköstigung
, ohne Erfolg. Befremden lösten Form und Inhalt der Hauptmahlzeit aus. In Morimond
erhielten Burger und Leuthin die Speise mittags in nur einem „Schüsselin": Suppenbrühe
und „ein Omulett von zwey Eyeren". In Tennenbach und Altenryf durfte man wohl mit Tischbesteck
rechnen; in Morimond dagegen legte man „weder Löffel noch Messer" vor; Burger
musste also die Beilagen (?) „mit den Fingeren ausklauben" und die Suppe wie Wasser trin-

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