Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 84
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0086
... geringe Lateinkenntnisse

Wegen des Krieges hatte Burger nicht lange studieren können; doch ist er immer wieder
erstaunt, dass in Frankreich Mönche und Weltpriester sich mit ihm allenfalls mühsam auf
Latein verständigen können - der Sprache der Kirche und Gebildeten, der Sprache seiner Empfehlungsschreiben
und des Westfälischen Friedens anderthalb Jahrzehnte später. Verallgemeinernd
meint er, die Mönche in dem „so fürnemmen" Citeaux seien „Idioten und Ignoranten"
gewesen; mangels eines geeigneten Mannes in den eigenen Reihen hätten sie einen fremden
jungen Professen und Exulanten aus Lützel zu ihrem Novizenmeister machen müssen. Einmal
betont er allerdings, dass „fast alle " Geistlichen in Frankreich mehr auf ihre Sprache als auf
das Lateinische „halten". Es ist kein Zufall, dass zu dieser Zeit, 1634/35, Richelieu die Aca-
demie Francaise mit dem Ziel gründen ließ, die französische Sprache zu pflegen.

Burger verblüffte mit seinen Lateinkenntnissen sogar den Bischof von Langres, der ihn und
einen anderen deutschen „Exulanten" zum Subdiakon weihen sollte. Der Bischof, der mit
Jesuiten und Weltpriestern bei Tisch saß, fing gleich mit der „Prüfung" an: Burger soll aus
einem Messbuch ein Evangelium mit anderen lateinischen Worten wiedergeben. Der entgegnet
, ob es in Frankreich Brauch sei, dass ein Firmling „lateinisch examiniert" werde. Der folgende
Dialog sei wörtlich wiedergegeben. Entgeistert fragt der Bischof: „ Quid ergo petis tu?
Was begerst du dann? - Confirmationem et Quatuor Minores. Die Firmung und vier kleine
Orden [die vier niederen Weihen]. - Ergo tu necdum es confirmatus? Quidfaciunt Episcopi in
tua Patria, quare sunt tarn negligentes? Das ist: Bist du dann noch nit gfirmbt, was thuendt die
Bischöffin deim Vatterlandt, warumb seind sie also hinlässig?" Burger nimmt die deutschen
Bischöfe in Schutz: Als Kind sei er von seinen Eltern weg- und in den Krieg gekommen, und
es habe sich bislang nie die Gelegenheit zur Firmung ergeben. Darauf wendet sich der Bischof
an den ihm nächst sitzenden Jesuiten: „Ist es nit ein Wunderding, die Allemang reden lateinisch
daher, als weren sie geborene Lateiner. Dieser begert erst gefirmbt zu werden und beede könd-
ten allbereit unsere ungeschickten Bachamen examinieren. " - Die Forschung bekräftigt Burgers
Urteil, in mangelnden Lateinkenntnissen einen Beweis für die geringe Bildung des seinerzeitigen
französischen Klerus zu sehen.

... dabei Interesse an den Deutschen

Wiederholt bemühen sich französische Äbte, Burger und Leuthin zum Bleiben in ihrem Kloster
zu bewegen; Burger betont, die Exulanten bzw. die Deutschen seien diesem oder jenem Abt
„lieb und werth" gewesen (z. B. in Clairvaux). Sogar in Morimond erkundigte der Abt sich
angelegentlich nach dem Leben im Kloster Tennenbach; „nach der Manier der Teutschen"
habe er sein Kloster reformieren wollen und dazu Burger sogar das Amt des Novizenmeisters
angeboten! Der hatte abgelehnt unter Hinweis auf seine Jugend, vor allem aber, weil er den
Prior nicht ausstehen konnte. Versprechungen des Abtes, er wolle Burger und Leuthin „wie
Teütsche " speisen, tränken und betten lassen, hatten beide keinen Glauben geschenkt, sondern
waren nach Clairvaux weitergezogen.

Die in solchen Angeboten zum Ausdruck kommende Aufgeschlossenheit ist charakteristisch
dafür, dass führende Kräfte in den altehrwürdigen Mutterabteien des Zisterzienserordens sich
über die Notwendigkeit von Reformen und gleichzeitig darüber klar waren, diese nicht aus
eigenen Kräften verwirklichen zu können. Hilfe sollten Ordensleute leisten, die fern vom Zentrum
das monastische Leben wiederbelebt hatten.

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