Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 90
(PDF, 62 MB)
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Die Reichspolitik sollte auch im Breisgau ihre Spuren hinterlassen. In den ersten Kriegsjahren
waren es Einquartierungen, schließlich sollten die wechselnden Besatzungen verbunden mit
plünderndem Anhang zu großen Verwüstungen führen. Hinzu kamen Brandschatzungen. Das
Abhalten von Märkten wurde schwierig und schließlich unmöglich. Bereits 1620 wurde der
Georgimarkt in Kenzingen verboten13. Damit wurde die Versorgung der einheimischen und
fremden Personen mit Lebensmitteln zum Problem. 1630 griff der schwedische König Gustav
II. Adolf (1594-1632) auf protestantischer Seite in den Krieg ein. Im Herbst 1631 sollten daraufhin
im Breisgau die Festungen in Breisach, Freiburg und Kenzingen verstärkt werden. Die
Stadtmauer von Kenzingen war in sehr desolatem Zustand14. Anfang 1632 sollten 152 Rationen
an die kaiserlichen Soldaten verteilt werden. Dafür konnte Kenzingen diesmal noch Geld
und Vieh von der kaiserlichen Regierung erhalten. Die schwedischen Soldaten von General
Horn mussten ohne Entschädigung versorgt werden. Bei Kriegsgefahr flüchteten die Bauern
der Umgebung in die Stadt, so wie am 27. November 1632. Im Dezember 1632 kamen die
Frauen des Klosters Wonnental ebenfalls in die Stadt. Am 17. Dezember besetzten 250 kaiserliche
Reiter Endingen und Riegel. Am Tag danach ergab sich die Stadt Endingen den Schweden15
. Für die mit den Markgräflichen verbündeten Schweden war Kenzingen ein wichtiger
Stützpunkt im Feindesland. Die Befreiung durch Oberst Hans Werner von Äscher misslang
zweimal. Am 15. Oktober 1634 schließlich zogen die Schweden ab und die kaiserlichen Truppen
ein. Die Lebensmittelversorgung war katastrophal, das Saatgut wurde zum Essen verbraucht
. 1636 zogen Kroaten durch die Gegend und vernichteten das reife Korn auf dem Halm.
Damals sollte ein Lebensmittelmagazin für die Abgaben der Landstände in Kenzingen eingerichtet
werden. Im Herbst 1636 stand Herzog Bernhard von Weimar vor der Stadt. Nach dem
Tod des schwedischen Königs Gustav II. Adolf (1594-1632) in der Schlacht von Lützen leitete
er die Angriffe der Protestanten. Herzog Bernhard drang mit Hilfe der Franzosen im August
1637 über eine Schiffsbrücke bei Rheinau bis Kenzingen vor16. Doch sein Versuch, am 2. September
1637 die Stadt zu erobern, wurde durch den bayrischen Reitergeneral Johann von Werth
zurückgedrängt. Das Jahr 1638 wurde zum schrecklichsten Jahr. Herzog Bernhard stand inzwischen
in französischem Sold, denn die Schweden und Frankreich unterstützten die protestantische
Seite gegen das katholische Haus Österreich. Die Revanche folgte im Frühjahr 1638, als
der Herzog die kaiserlichen Truppen unter Johann von Werth bei Beuggen vernichtend schlug.
Am 2. April 1638 stand er vor Freiburg, das ihm am 11. April vom Kommandanten Oberst
Hans Werner von Äscher übergeben wurde. Neuer Stadtkommandant wurde der bekannte
Oberst Kanoffski. Die schwedische Belagerung von Breisach begann nach dem 11. April 1638.
Breisachs Rolle als wichtige Festung für Vorderösterreich endete mit der Eroberung durch die
Schweden.

Im Juni 1638 kamen mit dem kaiserlichen General Götz drei Kompanien nach Kenzingen.
Pater Burger spricht von 60-80 000 Mann im Breisgau'7. Noch konnte Herzog Bernhard abgewiesen
werden. Als dieser jedoch in der Schlacht zu Wittenweier das kaiserliche Heer besiegt
und aufgerieben hatte, war Kenzingen das einzige Hindernis auf dem Weg zur Festung Breisach
. Am 12. oder 13. August 1638 wurde Kenzingen eingenommen, die 200 Mann Besatzung
liefen zum Feind über. „Den 15. october 1638 [ist] die statt gantz und gar ausser die kirchen
und wenig häuser verbrennt, wobey auch der wunnenthalische hof und haus verbrennt und die
armen Klosterfrauen den garaus bekommen1*." Das Steinmaterial wurde nach Breisach
gebracht zum Bau von Unterkünften. Die Stadt Breisach musste sich im Dezember ergeben
und erhielt eine französische Besatzung'". Gouverneur von Erlach übernahm die Stadt. Der
Breisgau war nun in französischer und weimarischer Hand. Trotz der desolaten Lage der stark
reduzierten Bevölkerung - die Kenzinger Bevölkerung wurde um etwa 80 % reduziert - wur-

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