Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 92
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0094
[...]. in gemeltem iahr [1632] ist Kenzingen in der Weinacht nacht von den Schwedische das
erst mal eingenomme worden2b." Im Wonnentaler Hof in Kenzingen verstarb die Äbtissin Barbara
Weishär aus Waldkirch am 18. Juni 1633. Sie wurde in der Klosterkirche bestattet. Wonnental
blieb bis 1641 unbewohnt, also acht Jahre lang. 1636 erhielt der Konvent eine neue
Äbtissin: Ursula Auer von Kiechlinsbergen.

Während der oben erwähnten Belagerungen 1638 flüchteten die Klosterfrauen nach Offenburg.
Von dort schickte die Äbtissin einige Nonnen weiter, u.a. drei zum Kloster Lichtenthai. Als am
16. Oktober 1638 Kenzingen von den weimarischen Soldaten erobert und durch eine Feuersbrunst
zerstört wurde, war das Kloster nicht mehr bewohnbar. Die Äbtissin und einige Nonnen
weilten 14 Tage lang in bleiche [Bleichheim]. Als der 28-jährige Pater Burger am 2. Juni 1641
aus der Steiermark nach Tennenbach zurückkehrte und schließlich nach Kenzingen kam,
bestand der Konvent aus vier Frauen: der Äbtissin Ursula Auer, den Nonnen Barbara Caspar,
Elisabeth Egetter und der Schwester Maria Gastmann. Mit Betteln mussten sie sich ihren
Lebensunterhalt verdienen. Sie hausten in einem rauchigen stühlin. Pater Burger hörte die
Beichte und blieb eine kleine zeit in dem elende quartier. Am 26. September 1641 begab er sich
nach Breisach zusammen mit Wolf Juncker, dem ältesten Bürger von Kiechlinspergen (welcher
dermalen Stadtkieffer zu Breysach war), zum Kommandanten Baron d'Oisenville wegen eines
königlichen Schutz- und Geleitbriefes.

Der Brief lautet also: Demnach der ehrwürdig Herr Prälat Bernardus des Gottshauses Tennenbach
Abbt, wie auch desselben ganze Convent sambt zugehörigem Dorf Kiechlinspergen,
dessen Einwohnern und auch anderen Guetteren, sie seyn gelegen wo sie wollen, Gefällen, Fel-
deren, Wald, Zehnten, Weiern, Wäldern, allen Zugehörungen in der königlichen Protection [=
Schutz] zu Frankreich Schutz und Schirm auff und angenommen worden. Also wird hiermit
Jeder männlichen nach Standesgebühr ersuecht und erbetten, -denenjenigen aber, so unserm
Commando untergeben, alles Ernstes anbefohlen und gebotten, Ihne Herr Abbten und geistlichen
Convent, wie auch obgedachtes Dorf Kiechlinspergen dessen Inwohneren samt sämmti-
chen seinen Güteren, Gefällen, Zehnten, Weyere [= Fischweiher], Wäldern, Felderen, Wayden
und allen Zugehörungen; alle dessen Diener und Angehörige an Haus, Hoff, Viehe nit Raub
machen, Brand, Mord, Exaktionen [= Geldeintreibungen] ... unangefochten verbleiben zu lassen
; selbigen mit keiner eigenwilligen Einquartierung molestieren [= belasten] oder belegen;
auch sowohl Ihnen Hr. Abbten, als desselbigen geistlichen Convents und reisende Diener aller
Orten in dem Landfrey sicher, ungehindert [...] passieren...] zu lassen [...]. Zur Urkundt dessen
haben wir unser eigen Handt underschrieben und Unser angeboren Insigel aufdrucken lassen
. Geben und beschehen zu Breysach den 27. September 1641. D 'Oisonville, der Königlichen
Mejestät in Frankreich und Navarra bestellter und verordneter Obrist Gouverneur." Damit
begibt sich Pater Burger nach Freiburg, um „ denselben dem Komandanten Kannofski vorzuweisen
. Da hörte ich alsbald droben boldern und sacramentieren [...] Du tausend Sacraments-
Mönchl Mach dich aus meinen Augen oder ich stürz dich die Stiegen hinab![...] du hagel-
schlechtiger Münch!" P. Burger und Oberst Kannofski vergleichen sich dann doch, indem
Kannofski die Güter behalten soll und bebauen lasse, aber dafür dem Kloster eine Vergütung
gebe. So blieb Kiechlinsbergen fronfrei. Pater Burger beginnt den Zehnten einzuziehen.

Als im folgenden Jahr die Endinger Herren von den Kiechlinsbergener Bauern Kontributionen
verlangen, widersetzt sich Burger, da es gegen den königlichen Brief sei. Sie hätten kein Recht
über des Klosters Untertanen. „Einstmals [1643] wurd ich durch ein Kiechlinsperger Under-
thanen, Hans Dalck [Daleck] genannt, in Eil berichtet, wie dass über 3o Soldaten im Then-
nenbachischen Hoff in Endingen in Quartier ligen, und wie sie alles zerschlagen, und die Fäs-

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