Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 112
(PDF, 62 MB)
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liehen Widerstand gegen die Nazis und zum Protest gegen den Rüstungswahn in unserer Zeit.
Er konnte Martin von Tours, einen Mann, der den Offiziersmantel mit der ärmlichen Priesterkleidung
vertauscht hatte, als Mann des Widerstandes preisen; den heiligen Mauritius anrufen,
einen Gehorsamsverweigerer, bei dem man lernen könne, was es heißt, nicht nur zivilen, sondern
sogar soldatischen Ungehorsam zu leisten. Und all dies gegen den Ungeist unserer Zeit5.
Auch für den hochgelehrten Juden Martin Buber gibt es eine Verschmelzung von Legende und
Leben. Die legendäre Wirklichkeit besitzt eine innere Wahrheit, die sich freilich nur dem seelisch
aufgeschlossenen Menschen öffnet. Aus der Zeitgeschichte wissen wir, dass es auch über
den religiösen Bereich hinaus Menschen gibt, die durch ihr exemplarisches Leben und ihr konkretes
sittliches Handeln zum Leitbild für uns alle taugen: die Blutzeugen der Gewalt im 20.
Jahrhundert.

Naheliegend sind die Berührungspunkte zu den Schutzpatronen unserer örtlichen Kirchen und
ehemaligen Klöster. Diese Gestalten gilt es ins Blickfeld unserer Betrachtung zu rücken,
gewissermaßen stellvertretend für die zahllosen Glaubenszeugen vergangener Zeiten. Die Heiligenverehrung
, im 2. Jahrhundert einsetzend, bezog sich vornehmlich auf die Apostel, Gottesmutter
Maria und die Märtyrer. So ist es nicht außergewöhnlich, dass die nach 1249 erbaute
Pfarrkirche in Kenzingen dem Schutz unserer lieben Frau empfohlen wurde. Warum man 1680
den heiligen Laurentius die Patronatschaft übertrug, kann nur vermutet werden.

Auch die Geschichte von Maria und ihrer Geburt wird in der Legenda aurea erzählt. Die Überlieferung
der Legende, ursprünglich dem apokryphen Jacobus-Evangelium entnommen, geht
auf den heiligen Hieronymus zurück. Auf dem Konzil von Ephesus (431) wurde ihr feierlich
der Titel Gottesgebärerin beigelegt. Es gibt wohl kein hehreres Leitbild eines Menschen als das
ihre. Deshalb breitete sich die Verehrung in der Kirche seit dem Mittelalter stetig aus. Altäre
sind mit ihren Bildern geschmückt, oft von der Hand großer Künstler. Musiker haben sie in
ihren Liedern, Marienvespern und Magnifikatvertonungen thematisiert. Unzählige Gläubige
pilgern alljährlich zu den marianischen Wallfahrtsstätten und flehen um Trost und Hilfe. Ja,
selbst die moderne feministische Theologie beschäftigt sich zunehmend mit der großen Göttin,
der intimen Lebensweisheit der Seele, die in der Orthodoxie als die Sophia, die himmlische
Mutter des Logos, ihren Ehrenplatz einnimmt.

Zwei in Holz geschnitzte Madonnen aus dem 15. Jahrhundert zeugen auch in der hiesigen Pfarrei
von der Hochschätzung dieser heiligen Frau. Die künstlerisch wertvollen Skulpturen waren
vermutlich schon in den kleinen Kirchen von Altenkenzingen aufgestellt, vielleicht auch im
Kloster Wonnental. Die große steinerne Immaculata, die im 18. Jahrhundert der Architekt und
Bildhauer Johann Christian Wentzinger für die Westwand der katholischen Stadtkirche
geschaffen hat, wird ergänzt mittels einer Darstellung des Martyriums des neuen Kirchenpatrons
Sankt Laurentius in einem der Glasfenster über dem Hauptaltar. Sein Feuertod ist bekannt.
Daran erinnert auch die Brunnenfigur vor der Spitalkapelle. Der heilige Laurentius ist der
meistverehrte unter den frühchristlichen Glaubenszeugen. Er gilt als Patron der Armen, der
Bibliothekare und aller mit dem Feuer beschäftigten Berufe, wie Feuerwehrleute, Köche,
Bäcker, Plättnerinnen und Kohlenbrenner. Dieser Vielfältigkeit willen (auch Brandgefahr) hat
man sich wohl seinem Schutz anvertraut.

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