Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 144
(PDF, 62 MB)
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Rundgang

1. Abtei (Wonnental l)14

Am Beginn des Rundgangs steht ein aus Sandsteinen zusammengefugtes Portal, dessen reich
verzierter Aufsatz Informationen zur Errichtung des Eckgebäudes enthält. Die Jahreszahl 1727
nennt die Bauzeit. Von den Wappen zu beiden Seiten des Äbtissinnenstabs ist das linke aus
einem Schrägbalken mit Schachbrettmuster für den Zisterzienserorden und einem W für Wonnental
zusammengesetzt. Auf der rechten Seite steht das Familienwappen der damals amtierenden
Äbtissin, die auch in den oben stehenden Initialen für ,Maria Caecilia, Aebtissin von
'Wonnental' verewigt ist.

Die Funktion des Gebäudes wird in einer 1806 veröffentlichten Beschreibung als „Der sogenannte
Abtey-Flügel, 3 stöckigt, enthält 17 Zimmer und 2 Keller" angegeben15, wobei damit
nicht nur das Eckgebäude sondern auch ein Teil des anschließenden Nordflügels gemeint war.
In der Klosterchronik heißt es für das Jahr 172716: „In dem 1726jähr ist [...] die vordere abb-
tey abgebrochen, sodan, wie sie jetzt noch steth, sambt dem langen bau gemacht worden. " Mit
dem „ langen bau " war der Westflügel gemeint. Als Baumeister wird „Johann Mathis aus dem
Bregentzer walt gebürtig" genannt, der unter anderem bei Neubauten im Kloster St. Märgen
tätig war.

Hausnummer 1 füllt mit drei Geschossen den nordwestlichen Eckbereich des Klostergevierts.
In seinen beiden Außenfassaden sind gleichartige Fensteröffnungen in regelmäßigen Fensterachsen
angeordnet. Wegen der schiefen Stellung von Nord- und Westflügel zueinander ist an
der exponierten Ecke ein spitzer Winkel entstanden. Im Zentrum der Grundfläche liegt heute
ein Treppenhaus mit sandsteinernen Stufen, das im Erdgeschoss ein Gewölbe besitzt, um das
sich die übrigen Räume U-formig herumlegen und nur nacheinander betreten werden können.
Diese reichlich ungewöhnliche Raumstruktur ist darauf zurückzuführen, dass das Gebäude
einst mit den beiden anstoßenden Flügeln verbunden war und erst bei der Parzellierung isoliert
worden ist.

Die exponierte Ecklage wurde in allen drei Geschossen von großen, teilweise besonders repräsentativ
ausgestalteten und beheizbaren Räumlichkeiten eingenommen, die sich über die
gesamte Breite der Westseite ausdehnten. Sie waren vom Wirtschaftshof her durch das reich
geschmückte Eingangsportal, den im Erdgeschoss kreuzgratgewölbten Flur und das Treppenhaus
zugänglich. Von den anstoßenden Flügeln her konnten diese Räume jeweils durch den
zum Innenhof gelegenen Eckraum betreten werden. Mit ihren großen Räumen in exponierter
Ecklage diente die Abtei sozusagen als Gelenk zwischen der Außenwelt und dem geschlossenen
Klausurbereich.

Im Erdgeschoss befand sich in Ecklage ein großer, heute zweigeteilter Raum, von wo aus zum
Westflügel hin eine kleine Durchreiche mit Drehlade installiert war. Sie erlaubte es, Dinge zwischen
innerhalb und außerhalb der geschlossenen Klausur auszutauschen, ohne dass sich die
Personen gegenseitig sehen konnten. Denkbar ist, dass hier die Verwaltung (Schaffnerei)
untergebracht war, wo weltliche Geschäfte getätigt wurden. Im Obergeschoss lag ein Raum in
gleicher Größe, heute dreigeteilt. Hier könnte die 1728 in der Klosterchronik und auch an anderer
Stelle erwähnte „große redtstuben" gesucht werden17, die der Begegnung der Schwestern
sowohl mit weltlichen Besuchern als auch männlichen Geistlichen diente. Im zweiten Obergeschoss
wurden hier zwei Räume mit deutlich größerer Stockwerkshöhe und Decken mit unterschiedlich
gestaltetem Bandelstuck angelegt (Abb. 6). Der Stuck, der ursprünglich wohl dezent

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