Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 159
(PDF, 62 MB)
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rechts ein kleineres, eingeschossiges Gebäude „ditto des Boten". Hier wohnten also weitere in
der Landwirtschaft Beschäftigte und ein Angestellter, der sozusagen für die Kommunikation
verantwortlich war.

Zwischen den beiden Gebäuden lag das Eingangstor, weshalb dem Boten wohl auch die Funktion
des Pförtners zufiel, der für Besucher das Tor zu öffnen hatte. Von hier führte der Wonnentaler
Weg zur Stadt.

Zusammenfassung

Nach der allgemeinen Aufhebung der Klöster am Oberrhein in der Zeit zwischen 1803 und
1806 musste für deren bauliche Anlagen eine neue Nutzung gesucht werden, die sich nicht
immer fand. Jene Klostergebäude, die fernab der Siedlungszentren lagen, erfuhren dabei einen
sehr unterschiedlichen Umgang. Während etwa für die großen Klosteranlagen im Schwarzwald
(St. Peter, St. Märgen, St. Blasien) eine neue, dauerhafte Nutzung gefunden werden konnte,
sind die bedeutenden Klöster in oder nahe der Rheinebene weitgehend verschwunden. Erinnert
sei an das Schicksal von Tennenbach, von dem heute nur noch der Chorraum der Krankenkapelle
im stillen Talgrund steht, von Ettenheimmünster, wo nur die lange Umfassungsmauer
noch verrät, wo der Klosterkomplex einst gestanden hatte, oder von Schuttern, wo von der einst
ausgedehnten Anlage einzig die Kirche geblieben ist.

Wonnental lag als Zisterzienserinnenkloster ebenfalls vereinzelt, doch ist es sicherlich deshalb
vor einem ähnlichen Schicksal verschont geblieben, weil es gerade noch nahe genug bei der
Stadt lag, um in den Gebäuden zunächst eine Fabrik einrichten und später Wohnungen unterbringen
zu können. Die Kirche wurde zwar schon bald abgetragen, aber die übrigen Baulichkeiten
blieben zum größten Teil bestehen, aufgeteilt unter zahlreichen Eigentümern.

Der einstmals weitläufige Klosterkomplex des 18. Jahrhunderts mit seinen weiten Baufluchten,
endlosen Fensterreihen und langen Gängen war Ausdruck einer tief religiösen, strengen, weltabgeschiedenen
, dabei aber kulturgeschichtlich besonders prägenden Lebensführung. Die spätere
Zerstückelung in viele kleine Einheiten führte zu einer unterschiedlichen Behandlung der
einzelnen Gebäudeabschnitte und zu ganz unterschiedlichen Nutzungen der früheren Garten-
und Hofräume. Das monumentale Erscheinungsbild, das mit der Errichtung einer so großzügigen
Anlage beabsichtigt war, ist damit zwar verloren gegangen, damit aber auch die monotone
Wirkung der vereinheitlichten Fassaden, denen die Kirche als Bezugspunkt ohnehin fehlt. Es
ist ein differenziertes Ensemble entstanden, wo heute - ganz anders als früher - rundherum das
tägliche Leben stattfindet. Diese Kleinteiligkeit innerhalb der großen Struktur und die Alltäglichkeit
vor dem Hintergrund einer langen Geschichte machen den besonderen Reiz Wonnentals
aus und fordern zu einer Spurensuche geradezu heraus.

Leider ist es gerade in den letzten Jahrzehnten zu schmerzlichen Verlusten gekommen. Etwa
die Hälfte des langen Ökonomiegebäudes ist verloren gegangen, der westliche Teil der früheren
Klosterkirche wurde ohne vorausgehende bauhistorische Untersuchung stark umgebaut
und zuletzt das Beichtvaterhäuschen restlos entfernt (Abb. 16). Durch das stetig wachsende
Neubaugebiet findet Wonnental zwar nach und nach Anschluss an die Stadt, gleichzeitig geht
aber auch die für ein Zisterzienserkloster typische Einzellage verloren. Um den Zusammenhang
der Einzelgebäude noch nachvollziehen zu können, bedarf es bereits der Spurensuche.

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