Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 172
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0174
Die Jahreszahl 1575 fällt in eine Zeit des Neuanfangs, nachdem das Kloster wieder mit vier
Schwestern aus Königsbrück (Koenigsbruck, Nordelsass/Haut-Rhin) besetzt worden war16.
Damals könnte auch die neue Abtei errichtet worden sein, wozu passen würde, dass Äbtissin
Amalia Spöttin aus Zwiefalten damals mit großem Hausrat ins Kloster eingezogen sei17 und
ihrer adligen Herkunft wegen sicher angemessen residieren wollte. Die Jahreszahl 1575 ist
auch auf einem weiteren Türgewände im Erdgeschoss von Hausnummer 21 zu finden, das mit
einer wenig sorgfältig ausgeführten Wandnische kombiniert ist und deswegen hier vermutlich
nicht an seiner ursprünglichen Stelle sitzt.

Umnutzung des westlichen Teils der früheren Klosterkirche

Im Erdgeschoss der Hausnummern 23, 22 und 21 findet sich ein zusammenhängendes, nordsüdlich
gespanntes Deckengebälk, das von der einstigen Westfassade der Kirche bis zu einer
Querwand innerhalb von Hausnummer 21 reicht, wo sich ein mit Wappen und der Jahreszahl
1532 verzierter Rundbogen nach Osten öffnet. Das Gebälk wird von drei Unterzügen auf breit
gefassten Holzstützen mit gezierten Sattelhölzern getragen, von denen die mittlere Achse die
ursprüngliche sein dürfte, die dann später durch die beiden seitlichen verstärkt wurde. Entlang
der beiden Außenmauern lagert das Gebälk auf Streichbalken, die auf Steinkonsolen von
schlichter Gestaltung in Viertelkreisform gelegt sind. Der mittige Unterzug läuft in die Nische
des einstigen Westportals hinein und liegt dort einem eigens dafür eingesetzten Wechselbalken
auf.

Eine dendrochronologische Altersbestimmung hatte zum Ergebnis, dass das Deckengebälk um
1603 eingebaut worden ist18. Im rundbogigen Kellerzugang innerhalb von Hausnummer 23 findet
sich dazu passend die eingehauene Jahreszahl 1603 in einem der Gewändesteine. Der Stein
sitzt jedoch nicht in der Mitte und verrät damit, dass er zu einem späteren Zeitpunkt an dieser
Stelle eine neue Verwendung gefunden hat. Die Übereinstimmung kann jedoch kaum Zufall
sein, weshalb der Stein mutmaßlich mit dem Einbau der Decke in Zusammenhang steht. Östlich
neben der heutigen Hauseingangstür mit der Jahreszahl 1832 liegt innerhalb des Kellerraums
eine tiefe, gewölbte Wandnische, wo die frühere Zugangstür vermutet werden kann,
denn genau an dieser Stelle ist auf dem Vogelschaugemälde von 1753 eine rundbogige Türöffnung
zu erkennen.

Die Nutzung des umgebauten Kirchenraums erschließt sich aus den Schriftquellen. In einem
Visitationsprotokoll des Jahres 1599 wurde die Lage des "Kornkast auff dem Dormitorio"
bemängelt'1'. In der Klosterchronik schrieb Conrad Burger, dass unter der 1600 erwählten
Äbtissin Barbara Weishärin aus Waldkirch "ist gebauwt und gemacht worden der keller, welcher
zuvor die ausser Kürche gewese und die Kornshüttin darob"20. Dazu passt die Darstellung
eines Zwerchhauses auf dem Vogelschaugemälde von 1753 in diesem Bereich, das möglicherweise
zum Einbringen von Lagergut gedient hatte.

In Verbindung mit dem Umbau wird auch die Schaffung von "zwey Portal an der Kürchen und
dem Kürchhoff in der Klosterchronik erwähnt21. Als Folge der Umnutzung des Westteils der
früheren Kirche wurde ein neuer Zugang zum nun verkürzten Kirchenraum notwendig. Das
Portal wurde knapp westlich der innen liegenden Querwand angelegt, durch deren Rundbogen
man fortan den Kirchenraum betrat. Nach Aufhebung des Klosters wurde das Portal zugemauert
und ist in dieser Form heute noch innerhalb der Außenwand von Hausnummer 21 zu finden
(Abb. 9). Seine frühere Gestaltung ist jedoch nur zu erahnen, da vorstehende Teile größtenteils
abgeschlagen worden sind und der schmale Sturzbogen einen heute fehlenden Portalaufsatz

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