Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 190
(PDF, 62 MB)
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Bildes ein zweites Mal auf, anscheinend als Teil einer Kopfzeile für eine unbekannte Darstellung
oder einen Erläuterungstext. Eine weitere Jahreszahl kann am unteren Ende des linken
Wimpels undeutlich als 1697 gelesen werden und müsste mit einem weiter zurückliegenden
Ereignis in Verbindung zu bringen sein.

Eine Recherche nach den auf den Wimpeln genannten Ordensangehörigen in den Schriftquellen
bestätigt diese Vermutung. Mit der Liste jener Klosterfrauen, die im Rahmen der Auflösung
des Klosters 1806 aufgeführten wurden44, lässt sich keinerlei Übereinstimmung finden. Stattdessen
sind mehrere Namen in der Klosterchronik bis zurück zum Jahr 1658 zu finden45, sodass
aus dem einfachen Aufrechnen der menschlichen Lebenserwartung deutlich wird, dass auf
einen Zeitpunkt Bezug genommen wurde, der auch 1745 schon eine gewisse Zeit zurückgelegen
hat. Damit wäre auch zu erklären, warum der Name der 1745 amtierenden Äbtissin
"Ccecilia Schaalin" unter den übrigen Klosterfrauen eingereiht worden ist. Statt ihrer kann in
den lückenhaft erhaltenen ersten Zeilen der Name ihrer Vorgängerin Maria Beatrix Schererin
ergänzt werden. Bei mehreren Schwestern fand sich ein kleines rotes Kreuz oberhalb des Kopfs
aufgemalt. Es handelt sich vermutlich um diejenigen Klosterfrauen, die bei der Schaffung des
Wandbildes 1745 bereits verstorben waren46. Für die drei im Wimpel vorangestellten Zeilen in
Latein, die vermutlich in die Darstellung einführen sollten, ist ein zusammenhängendes Lesen
leider nicht mehr möglich.

Folglich ist das Wandbild in Erinnerung an ein zurückliegendes Ereignis geschaffen worden.
Die Jahreszahl entspricht kaum zufällig dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekriegs als Teil einer
ganzen Kette von kriegerischen Auseinandersetzungen, unter denen der Oberrhein zu leiden
hatte. Der Zustand der Klosteranlage im Jahre 1697 wird in der Chronik wie folgt umrissen:
"Da aber die gute frau abbtissin ihr nun mehro anverdrauets vollkommen ruiniertes closter
ansähe, fienge sie bitterlich an zu weinen, dan das selbe also grausam verderbt, das nirgens
kein Scheiben in den fensteren geweßen, sogahr in der kürchen nit, allwo die fenster gesteil mit
alten brederen und dillen stückheren vernaglet gewessen [■■.]"■" Da von einer Marienerscheinung
in Wonnental nichts bekannt ist, versinnbildlicht die Darstellung wohl in symbolischer
Weise den Schutz Mariens in Zeiten großer Not und Gefahr bzw. beim darauf folgenden Neuanfang
, bei dem die beiden knienden Frauen im Vordergrund als Stifterinnen aufgetreten sein
könnten.

Unmittelbar links des Wandbilds befand sich ein Zugang in den ehemaligen Kirchenraum auf
Emporenniveau. Das Wandbild zierte also einen Vorraum zur Kirche und diente den Schwestern
aller Wahrscheinlichkeit nach, um sich hier vor der Messe sammeln und einstimmen zu
können.

Datierungsansätze für Ost- und Südflügel

Mit Ost- und Südflügel entzieht sich ausgerechnet das umfangreichste Teilstück der Anlage
bisher einer gesicherten Datierung, dessen Bauzeit trotz mehrerer Versuche nicht abschließend
geklärt werden konnte. Spätestens bei der Schaffung des Vogelschaugemäldes 1753 waren die
beiden Flügel in ihrer bestehenden Form errichtet. Die ausgesprochen schlichte, dabei aber
sehr strenge Formgebung - einfache rechteckige Fenstergewände in regelmäßigen Achsen
angeordnet - lassen nur eine ungefähre stilistische Zuordnung in den Zeitraum des 17. und 18.
Jahrhunderts zu. Die dendrochronologische Auswertung von Holzproben aus dem Dachwerk
von Hausnummer 11, welches einst Teil einer größeren zusammenhängenden Konstruktion
war, erbrachte als Ergebnis für die Fällung der Bauhölzer die Zeit um 168548 .

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