Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 197
(PDF, 62 MB)
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halb derselben auffällig versottet, was auf eine wie auch immer genutzte Feuerstelle zurückzuführen
ist. Eine gesicherte Interpretation für deren einstige Funktion fehlt bisher, doch lassen
Höhenlage und Form einen außenliegenden, von innen her zu beschickenden Backofen vermuten
.

Die Außenwandflächen des Gebäudes waren mit einem groben, rötlich getünchten Bewurf
behandelt worden. Demgegenüber war für die Innenwandflächen von Erdgeschoss und Dachraum
nachzuweisen, dass sie keinen flächigen Verputz getragen hatten, wogegen im Oberge-
schoss der Mauermörtel flächig verstrichen worden war.

Das Dach hatte dieselbe Neigung wie vorher. Vom früheren Dachwerk waren noch die Balkenlöcher
einer Firstpfette in beiden Giebelspitzen zu finden und von der damaligen Dachdeckung
ließen sich den Mauerkronen beider Giebel aufgemörtelte Hohlziegel (Nonne-Mönch-
Ziegel) nachweisen.

Diese spärlichen Erkenntnisse zusammengenommen deutet es sich an, dass es sich beim
Ursprungsbau möglicherweise um einen Nutzbau handelte, unter Umständen mit einem Backofen
und vielleicht weiteren Versorgungseinrichtungen.

Zerstörung und Wiederaufbau des so genannten Beichtvaterhäuschens als Wohngebäude

Der Wiederaufbau des Gebäudes erfolgte mit Hölzern, die dendrochronologisch in die Jahre
zwischen 1524/25 und 1529/30 datiert werden konnten, womit von einer Bauzeit um 1530 oder
kurze Zeit davor ausgegangen werden kann.

Der Zeitpunkt des Wiederaufbaus um 1530 liegt auffälligerweise kurz nach dem Bauernkrieg
von 1525, während dessen Kampfhandlungen auch das Kloster Wonnental Schaden genommen
haben soll. Die Klosterchronik aus der Feder Conrad Burgers macht hierzu jedoch aus Mangel
an Schriftquellen nur vage Angaben. Demzufolge sei "... auch dis Clösterlin auff dem bode
hinweg verbrennt, welches zwar in brieffe gefunde wird, wie aber und waß gestalt, wird clär-
lich nit gefunde; doch ist daran nit zu zweißen, daß es a. 1525 im allgemeine baure krieg und
wüeterey geshehe seye'™. Gerade der Brand des Gebäudes selbst legt eine Verbindung mit diesem
historischen Ereignis nahe.

Dem ausgebrannten Gebäude wurde mit neuem Geschossgebälk und Dachwerk die alte Form
und Größe wiedergegeben, dabei aber die Mauerkronen um etwa 20 cm erhöht. Die neue
Geschossdecke zwischen Erd- und Obergeschoss wurde auf Streichbalken verlegt, welche
wiederum auf Steinkonsolen lagerten, die innenseitig in die West- und Ostwand eingelassen
worden sind. Ganz besondere Beachtung verdient die einzigartige Konstruktionsweise des
damals neu aufgeschlagenen Dachwerks, das in dieser Form nicht von einem örtlichen Zimmermann
errichtet worden sein kann (siehe gesonderten Aufsatz im vorliegenden Band: Burg-
hard Lohrum, Das Dachwerk des Beichtvaterhäuschens von 1530). Es war mit Flachziegeln
(Biberschwanzziegeln) eingedeckt, von denen sich noch Reste auf den Mauerkronen der Giebeldreiecke
fanden (Abb. 29).

Das Innere teilten in beiden Geschossen einfache Fachwerkwände in einen schmalen Flur auf
der Nordseite, einen größeren Raum im südwestlichen und einen kleineren Raum im südöstlichen
Eckbereich auf. Zumindest im Obergeschoss ließ sich noch nachvollziehen, dass beide
Räume vom Flur her erschlossen waren, die Türöffnungen flurseitig durch eine umlaufende
Fase verziert und raumseitig mit einem breiten Falz als Türanschlag versehen worden sind.

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