Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 203
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0205
Eine romantisierende Darstellung des 19. Jahrhunderts zeigt das "Burgerhäuslein " mit Außentreppe
und zwei symmetrisch angeordneten spitzbogigen Maßwerkfenstern67. Ganz offensichtlich
wurde hier die frühere Form des Kernbaus, wie sie aus dem oben erwähnten Gemälde
herzuleiten war, mit phantasievollen gotischen Fensterformen anstelle der zuletzt bestehenden
Befensterung ergänzt. Mit den Baubefunden lässt sich diese romantische Darstellung nicht in
Verbindung bringen.

Aufgefundene und geborgene Werkstücke

Im Mauerwerk fanden sich zahllose Spolien - behauene Werksteine, die aus ihrem ursprünglichen
Zusammenhang gerissen und als Mauersteine wieder verwendet worden waren. Einige
besondere Stücke werden im Folgenden kurz beschrieben, von denen die meisten ins zentrale
Fundmagazin der archäologischen Denkmalpflege in Rastatt verbracht worden sind.

Bei den gefundenen Spolien handelte es sich in der überwiegenden Zahl um Teile von Fenstergewänden
, die außenseitig eine breite Kehle und innenseitig in der Regel einen Falz aufwiesen
. Soweit nachvollziehbar, waren sie alle in nachklösterlicher Zeit wieder verwendet worden
als die Anlage parzelliert wurde, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass sie größtenteils
aus dem Gebäude selber stammen. Ihrer Form nach gehen sie auf die neu geschaffene
Befensterung des 16. Jahrhunderts zurück. Einige davon wiesen Reste von Anstrichen auf, zuoberst
in weißer Farbe, darunter in hellroter. Eines der Stücke zeigte einen Kreisbogen in
schwarzer Farbe, möglicherweise als Überbleibsel einer dekorativen Malerei. Diese zahlreichen
Gewändesteine wurden nicht gesammelt.

Während der Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass in der Südwestecke des Gebäudes
einige besonders große Steinquader versetzt waren. Es handelte sich in der Mehrzahl um
einstige Buckelquader, bei denen die vorstehenden Buckel abgearbeitet worden waren. Beim
Abriss entpuppte sich einer der Quader als
Sturzstein eines rundbogigen Trichterfensters
(Abb. 34). In den Quader von 78 cm Länge, 44
cm Breite und Höhe ist eine Wölbung gehauen
, die sich von 72 cm außenseitig auf 25 cm
innenseitig verjüngt, wo eine orthogonal ausgerichtete
Wandung von 5 cm Breite verläuft.
Die Trichterfläche weist eine bis ins 14. Jahrhundert
übliche Oberflächenbearbeitung auf.
Der sauber zugerichtete Steinblock war
ursprünglich Teil eines größeren Quaderverbands
. Trichterfenster dieser Form sind für das
13. Jahrhundert typisch und finden sich üblicherweise
an hochwertigen Bauten jener Zeit -
Kirchen, Burgen oder Stadttoren. Eine Herkunft
von einem Wehrbau liegt durch den
Fundzusammenhang mit den Buckelquadern
nahe, da diese an Kirchenbauten ausgesprochen
selten Verwendung gefunden haben. Die
genaue Herkunft und der Zeitpunkt des Einbaus
sind nicht bekannt68.

^7 I

Frontansicht

-+- 30 cm

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/ .
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Abb. 34: Ehemaliger Sturzstein eines rundbogigen,
sich stark verjüngenden Trichterfensters, am so
genannten Beichtvaterhäuschen wieder verwendet.
Der Quader war einst in einen Quaderverband eingebunden
, stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert
, seine Herkunft ist nicht bekannt.
Zeichnung: Stefan King

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