Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 226
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0228
Eine beeindruckende Lösung zeigte das untersuchte Dachwerk aber auch auf der Ebene der
Kehlbalkenlage. Während bei allen bekannten Dachwerken Südwestdeutschlands die Kehlbalken
in einer Länge von Sparren zu Sparren reichen, war dies im vorliegenden Fall nur innerhalb
der drei als Bindergespärre zu bezeichnenden Sparrendreiecke ausgeführt. Seitlich dieser
Dreiecke sind die Kehlbalken zergliedert und zapfen in ein zwischen den Bindergespärren
verbautes Längsholz (Abb. 6). Diese Ausbildung ist der Grund für die Querschnittsaufweitung
der in den Binderquerachsen verbauten Kehlbalken. Sie ermöglichten auf der einen Seite die
Einzapfung des Längsholzes und auf der anderen Seite die Verankerung des senkrecht aufgestellten
Holzes.

Hinweise, wie dieser Konstruktionsabschnitt arbeitstechnisch hergestellt worden ist, ergab die
Untersuchung der über dem massiven Unterbau verlegten Dachbalken. Beim Heben der aufgelegten
Dielung fanden sich auf ihren Oberseiten, zusammen mit einem die Mittelachse markierenden
Rötelstrich, jeweils zwei Anbohrungen auf der Mittelachse (Abb. 7). Die Anordnung
der Löcher entsprach genau den höherliegenden Nagellöchern der Kehlbalkenebene, mit Hilfe
derer die Zapfverbindungen an den durchlaufenden Kehlbalken, Kehlbalkenabschnitten und in
der Mittellängsachse verlaufenden Hölzern gesichert wurden. Die Dachbalkenlage diente also
als Schablone für den Abbund der Kehlbalkenlage.

Alles in allem artikuliert das vorgestellte Dachwerk bezüglich der Statik eine auf hohem Niveau
angesiedelte Gestaltungsvariante und spiegelt in handwerklicher Hinsicht eine als vorbildlich
zu bewertende Dachkonstruktion wider.
Neben der Tatsache, dass das gewählte Verfahren auf
dem in seiner Dimension bescheidenen Unterbau als
eine doch aufwendige Bauweise zu bewerten ist, ist
es vor allem die Konstruktionsweise, die dem vorgestellten
Dachwerk seine im regionalen Bestand
exklusive Stellung bescheinigt. Ähnliche Dachwerke
sind im Oberrheingraben bislang unbekannt und lassen
vermuten, dass die historischen Wurzeln dieser
Dachkonstruktion am ehesten in der französischen
Dachlandschaft, und zwar jenseits des benachbarten
Elsass, zu suchen sind - ein Aspekt, der sich hinsichtlich
der Beziehungen des Klosters in Richtung
Frankreich möglicherweise nicht allein auf den Austausch
von Dachkonstruktionen bezogen hat.

Anmerkungen

1 Gefügekundliche Analyse und dendrochronologische
Altersbestimmung 2002 durch den Verfasser.

: Burghard Lohrum und Stefan King, Das 1292 errichtete
Chordachwerk des Breisacher Münsters. In: Unser Münster
( Informationsschrift des Münsterbauvereins Breisach
e.V.), 35. Ausgabe (2005), Heft 2, S. 10-12.

Abbildungsnachweise:

Abb. 1,3,5,6,7: Stefan King;
Abb. 2, 4: Burghard Lohrum

Abb. 7: Oberseite der Dachbalken mit
jeweils paarweise angeordneten kurzen
Anbohrungen, welche der Anordnung der
Nagellöcher in der Kehlbalkenlage entsprechen
.

226


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0228