Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 232
(PDF, 62 MB)
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Spiritualität im Kloster

Will man den heutigen Lebensrhythmus in Lichtenthai charakterisieren, so wären die drei
Buchstaben L zutreffend4:

Liturgia - Lectio - Labor

Das bekannte Wort „ bete und arbeite " - ora et labora - kennzeichnet insofern das Klosterleben
, als darin deutlich der Vorrang des Gebetes angesprochen ist. Der Wunsch, sich von der
„Welt", von der Gesellschaft und ihren Zwängen zurückzuziehen in die Einsamkeit (Klausur),
wo man sich ohne Abhängigkeiten der eigentlichen Aufgabe widmen kann: dem Gebet und der
geistlichen Betrachtung gemäß dem Psalmwort: „Siebenmal des Tages singe ich Dein Lob!"
(Ps 118, 164). Das monastische Chorgebet bildet das Rückgrat eines jeden Tages und besteht
heute aus den Chorzeiten der Matutin, Landes, Terz, Sext, Non, Vesper und Complet.

Es kommen noch weitere benediktinisch-zisterziensische Wesenselemente hinzu, die wie eine
Art Leitplanken als Lebensordnung des heiligen Benedikt (480-547 n.Chr.) in den 72 Kapiteln
der „sancta regula" formuliert sind:

- Die Hervorhebung der vita communis - des gemeinsamen Lebens. Die ganze klösterliche
Kommunität lebt wie eine Familie aus verschiedenen Altersgruppen, verbunden in gegenseitiger
Liebe. Heute leben in Lichtenthai 26 Schwestern und eine Novizin ein Zeugnis in
der Stille (Klausur). Das Gelübde der monastischen Profess, „stabilitas" = Stabilität, d.h.
den festen und beeideten Vorsatz, im Mönchsstand auszuharren und der frei gewählten klösterlichen
Gemeinschaft die Treue halten.

- Das 2. Gelübde, die „conversatio morum", bedarf über die wörtliche Übersetzung (etwa:
moralisches Verhalten) hinaus einer Deutung. Conversatio meint die gesamte Lebensführung
, die Verpflichtung auf den monastischen Lebenswandel (Armut, Ehelosigkeit), kurz:
ein Zeugnis leben in der Stille.

- Gehorsam versteht Benedikt als höchsten Ausdruck der Demut. Demut und Gehorsam sind
für Benedikt und die Väter von Citeaux das Fundament, auf dem das ganze Mönchsleben in
Gebet, Arbeit und Vollkommenheitsstreben gegründet sein muss.

Die selbst gewählte Mutter der Gemeinschaft, die Äbtissin, ist die verbindende und einende
Mitte der klösterlichen Familie. Die Insignien der Frau Äbtissin, die Zeichen für ihr Amt,
sind Stab, Ring und Brustkreuz. Das Brustkreuz will sagen, dass sie für die Klosterfamilie
an Christi Stelle handelt. Der Ring bezeichnet ihre vorbehaltlose Bindung an Christus und an
ihr Amt. Der Stab weist hin auf ihre liebevolle Hirtensorge für die Mitschwestern. M. Bernadette
Hein O. Cist., 46. Äbtissin der Abtei Lichtenthai, wurde am 16. Juni 2001 durch Hst. H.
Erzbischof Dr. Oskar Saier geweiht. Ihr Leitspruch lautet: "Im Namen Jesu Christi. "

Die zukünftige Zisterzienserin hat in Lichtenthai zunächst eine mindestens eineinhalbjährige
Probezeit, um die Gemeinschaft kennenzulernen und sich zu prüfen bzw. prüfen zu lassen, ob
sie zu diesem Weg berufen ist. Dann folgt nach Aufnahme durch die Gemeinschaft eine
zunächst dreijährige Bindung zur Bewährung und danach die feierliche Profess, die Ablegung
der Gelübde auf Lebenszeit - „ usque ad mortem ".

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