Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 255
(PDF, 62 MB)
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6. Ein Ort zum Wohnen und Arbeiten im Baudenkmal

Ina Rothländer und H. Brinkmann

Auf der Suche nach einem alten Häuschen sind wir 1999 über eine kleine Anzeige in der
„Zypresse" gestolpert. Als Kleinanzeigenblatt ist die „Zypresse" nicht unbedingt die erste
Adresse bei der Suche nach „Baudenkmälern", wir sind also wirklich darüber „gestolpert".

„Liebhaberobjekt! Dieser teilrenovierte Klosteranteil in Kenzingen ist ein
Schmuckstück bes. Art! Im Innenhof bezaubert dieses denkmalgesch. Anwesen
mit viel Ambiente. 2 Wohneinh. m. Ges. Wfl. von ca. 280 mr wovon ca. 200 m2
bereits renov. wurden. Ein angebauter Schopf mit weiteren 112 m: ist noch ausbaubar
. "

Mit entsprechenden Erwartungen sind wir dann nach Kenzingen gefahren um das Objekt zu
besichtigen. Der erste Eindruck bot allerdings ein eher heruntergekommenes, leicht verwahrlostes
und unübersichtliches Anwesen, dessen Eigentümer oder Bewohner eine ausgeprägte
Sammelleidenschaft haben mussten.

Das Anwesen war nur über kleine Pfade begehbar und zu erkunden. Jeder Winkel war mit
mehr oder weniger wertvollen Objekten vollgestapelt. Selbst die Außenbereiche und auch
ein angrenzendes Nachbargrundstück waren damit bedeckt. Die ausgelobte Renovierung entpuppte
sich eher als Vergewaltigung des historischen Gemäuers. Doch der - mit erwähntem
Beiwerk behaftete und schon ziemlich verschliffene - Rohdiamant offenbarte sich dann doch
recht schnell. Nachdem uns klar wurde, dass wir in den Resten der ehemaligen Klosterkirche
(siehe auch Abb. 17) standen, sahen wir das "Objekt des Interesses" mit anderen Augen,
es entwickelte sich zum "Objekt der Begierde": Zwischen all dem Gerümpel und den zum Teil
wenig denkmalpflegerisch wirkenden Umbaumaßnahmen schimmerten dicke Bruchsteinmauern
, Gewändereste aus dem 13. Jahrhundert, Steinmetzzeichen und Fenstermaßwerkreste
durch.

Während dieser ersten Begehung - besser gesagt Kontaktaufnahme - entdeckten wir die
Gemäuer neu und sahen "unseren" Klosteranteil mit anderen Augen. Wir waren schließlich die
Glücklichen und haben den Klosteranteil Wonnental 21 erworben. Nach ca. zwölf Monaten
Renovierung und teilweisem Rückbau der Bausünden, was zum überwiegenden Teil in Eigenleistung
und als Vollzeitbeschäftigung gemacht wurde, hatten wir zumindest \Vi Etagen wohnlich
hergerichtet und konnten an Heiligabend 2000 einziehen.

Damit ist schon angesprochen, was es bedeuten kann, in einem solchen Baudenkmal zu wohnen
: man wird eigentlich nie wirklich fertig. Da wir in einem ehemaligen Kirchenschiff wohnen
, also einem enorm hohen Gebäude, haben wir SV2 Etagen zur Verfügung. Mittlerweile -
Sommer 2006 - haben wir 214 davon wohnbereit gemacht. Da wir das große Glück haben, auch
ein Ökonomie-Nebengebäude zu haben, in welches man die "Baustelle" einlagern kann, hat
man nur an bestimmten Orten im Haus den Eindruck, auf einer Dauerbaustelle zu leben. Mehr
als aufgewogen wird dies allerdings durch ein schlicht einmaliges Wohnambiente in einem
Haus mit Charakter.

Es gibt vermutlich nicht einen einzigen rechten Winkel im ganzen Haus, keiner der Böden hat
die gleiche Höhe, kein Raum hat die gleiche Höhe. Die Wandflächen sind nicht langweilig platt
und topfeben, sie sind rau und haben eine Struktur, die man fast schon topografisch kartieren
könnte. Die Fußböden (unter vielen Schichten von Spanplatten und PVC-Belägen gefunden)

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