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Freitag, 5. März 2004
Badische Zeitung
Burgerhäusle:
Kleinod droht
der Abriss
Ein Stück Stadtgeschichte
Von unserem Mitarbeiter
Helmut Reiner
KENZINGEN. Einem architektonisches
Kleinod aus dem 16. Jahrhundert droht
das Aus: Das „Burgerhäusle" steht vor
dem Abriss.
Besondere Ereignisse erwecken oft
die öffentliche Aufmerksamkeit Manches
ist auch in Kenzingen in den
Schlummer der Vergessenheit abgesunken
. Der „Tag des offenen Denkmals"
mit seiher vielseitigen Veranstaltungsreihe
hat einiges ins Bewusstsein gebracht
. Einmal war es die Erstellung des
„Archäologischen Stadtkatasters Kenzingen
" sowie auch die öffentlichen Vorträge
und Führungen durch die Baukomplexe
des ehemaligen Klosters Wonnental
. Die Vorstellung des Periodikums
„Die Pforte 2003" in diesen Räumen,
die dokumentarische Aufarbeitung der
Thematik „Wohnen im Baudenkmal"
mit ihren historischen und pragmatischen
Aspekten einer denkmalgeschützten
Altstadt, weckten spürbar die Neugierde
vieler Alt- und Neubürger.
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Zeitgleich kam es zur Neuautlage des
„Reisebüchleins des Conrad Burger",
einstiger Conventual des Zisterzienser-
Klosters Tennenbach und Beichtvater
im Frauenkloster Wonnental. Der aus
Freiburg stammende Pater verfasste neben
seinen Tagebüchern von 1641 bis
1678 auch eine „Chronik des Klosters
Wonnental". Spannend, zugleich unterhaltend
, schildert Burger nicht nur den
Alltag der Nonnen, ihre Plagen und Nöte
während der Kriegszeiten, sondern veranschaulicht
sehr plastisch die politischen
und kulturellen Ereignisse im i 7.
Jahrhundert, die ihn bewegten und sein
abenteuerliches Wanderleben ausmachten
. Das „Beichthäuslin" des schreibfreudigen
Chronisten wurde 1523 erbaut
und ist nach der Beurteilung des Archäologen
Betram Jenisch ein zwar sehr
desolates Wohnhaus, aber mit weitgehend
intakter Bausubstanz der Bauzeit
Und doch, der Abriss steht bevor. Das
Hausgrundstück ist in den neuen Bebauungsplan
Wonnental integriert
Es fehlen die Mittel
Auch das Denkmalamt kann einen
Verkauf beziehungsweise einen Abriss
nicht verhindern. Die Möglichkeit, das
Häuschen zu erwerben, zu restaurieren,
um darin Dokumentationsräume über
die Historie der Zisterzienserinnen-Abtei
und der Stadtgeschichte zu installieren
, dazu fehlen der öffentlichen Hand
die nötigen Mittel, vielleicht auch das geschichtliche
Interesse. Ein kulturell engagierter
Sponsor, der dies bewerkstelligen
könnte, ist wohl in unserer Region
nicht ausfindig zu machen? So kommt
es, wie es kommen muss. Was bleibt ist
die Erinnerung und das Bedauern über
den unersetzlichen Verlust.
Informationen: Archäologischer Stadtkataster
Kenzingen, Band 22, von Bertram Jenisch
. Die Pforte 1992/93 und 2003. Reisebüchlein
des P. Conrad Burger, Freiburger
Echo Verlag.
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