Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 284
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0286
Der „alte" „Freiburger Breisgau-Geschichtsverein" und die junge Kenzinger „Arbeitsgemeinschaft
" sind also aus ganz unterschiedlichen Intentionen heraus entstanden. Und doch segeln
sie inzwischen im selben Fahrwasser und steuern einen vergleichbaren Kurs. Beide Vereine
sind zugleich Ausdruck von Geschichtsbewusstsein und selber bewusstseinbildend, indem sie
- wie es Hermann Heimpel ausdrückte - durch die Sammlung und Bereitstellung heimatgeschichtlicher
Zeugnisse, durch die Vermittlung und Verbreitung historischer Kenntnisse die
Verbundenheit der Menschen mit dem sie umgebenden geschichtlichen Lebensraum fordern
und intensivieren. Sie sind also gleichermaßen Wurzel und Ausformung von Geschichtsbewusstsein
. Beide Vereine erkennen bei ihrer Arbeit der Struktur- und Alltagsgeschichte einen
besonderen Stellenwert zu. Beide sehen in der Publikation von Zeitschriften, also von „Pforte
" und „Schau-ins-Land-Jahrbuch", zur Darstellung, Popularisierung und Verbreitung der
Geschichte eine wichtige Aufgabe. Und beide pflegen die inter-disziplinäre Zusammenarbeit
von Historikern, Sprachforschern, Geographen, Archäologen, Kunsthistorikern, Volkskundlern
etc.

Beide Vereine dürften auch heutzutage vergleichbare Probleme haben; der Breisgau-
Geschichtsverein in der Großstadt mit ihrem konkurrierenden vielseitigen Veranstaltungsprogramm
an jedem Wochentag vielleicht mehr als die Kenzinger Arbeitsgemeinschaft. Aber auch
Sie hier in Kenzingen werden sich zur Verhinderung einer drohenden Überalterung des Vereins
gewiss anstrengen müssen, um junge Menschen als Mitglieder gewinnen und bei der Stange
halten zu können, die einer Generation mit einem neuen Freizeitverhalten angehören, das weniger
an bildungsbeflissenen Gruppenaktivitäten orientiert als vielmehr auf das kurz entschlossene
Erleben unterhaltsamer und herausragender "Events" gerichtet ist.

Ja, das waren noch Zeiten, als ein Verein - wie 1873 der Schau-ins-Land-Verein - es sich leisten
konnte, in der Satzung festzulegen: „Allwöchentlich finden in der Vereinsstube zum Zwek-
ke geselliger Unterhaltungen und zu Vorlesungen zwei Zusammenkünfte statt" (wohlgemerkt:
zwei pro Woche!). „Jedes ordentliche Mitglied ist verpflichtet, einer derselben [...] bei Strafe
von 30 Pfennigen anzuwohnen; im Falle einer Verhinderung ist vorher Anzeige zu machen.
Ueber die Gültigkeit nachträglicher Entschuldigungen entscheidet der Vorstand. "

Wenn diese Pflicht zur Zahlung einer Buße für Vereinsveranstaltungen noch heute bestünde,
wäre der Breisgau-Geschichtsverein bei 800 Mitgliedern ein Krösus, selbst bei nur vier Veranstaltungen
pro Quartal!

Doch ist hier und heute nicht der Platz zu jammern. Wir freuen uns vielmehr, dass es die
Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde in Kenzingen gibt; dass sie offenbar
regen Zuspruch findet und dass sie der Stadt lieb und wert ist - wie man aus den Begrüßungsworten
des Herrn Bürgermeisters und daran sieht, dass es die Stadt Kenzingen ist, die zum heutigen
Abend eingeladen hat.

Wir gratulieren zum 25-jährigen Bestehen und wünschen ein weiterhin erfolgreiches Wirken.
Halten Sie es wie die Gründungsväter des Schau-ins-Land-Vereins, deren 1. Jahresbericht 1874
mit den Worten endet: ,, Wir nehmen das Bewusstsein mit hinüber, nicht ganz umsonst gearbeitet
zu haben und die Hoffnung, dass sich das, was wir wollen und anstreben, bald in weitern
Kreisen Bahn brechen möge. "

Ich danke Ihnen.

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