Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
28. und 29. Jahrgang.2008/2009
Seite: 13
(PDF, 48 MB)
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Das kulturelle Leben im Elsass erreichte einen Höhepunkt, der ins ganze Reich ausstrahlte:
Jakob Sturm, Thomas Vogler und Thomas Murner, der Gegenspieler Luthers, waren für das
frühe 16. Jahrhundert bemerkenswerte Straßburger Persönlichkeiten. Der Satiriker Johann
Fischart kam als Literat später. Literarische Gesellschaften blühten, unter anderem bemühte
sich die Humanistenschule in Schlettstadt, aufkommende Ansprüche Frankreichs auf das
Elsass zurückzuweisen. Frankreich erinnerte nämlich daran, dass der Rhein einstmals die
Grenze des römischen Galliens gewesen war, worauf die Schlettstädter Humanisten jedoch entgegnen
konnten, dass das Elsass zur Provinz Germania Prima gehört hatte, nicht zu Gallia.
Diese Ansprüche Frankreichs waren nicht nur theoretischer Natur: Im Jahre 1552 hatte der
französische König Heinrich II. mit Billigung Moritz von Sachsens, des Hauptes der evangelischen
Fürstenopposition gegen den Kaiser, die drei zum Heiligen Römischen Reich gehörenden
lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun besetzt. Heinrich II. verfolgte eine Politik
des „ maintenir les affaires en Allemagne aussi compliquees qu 'on pourra ", und das war der
Kammerton A, nach dem von da an französische Deutschlandpolitik gemacht wurde. Beispielsweise
unterstützte man stets die deutschen Fürsten gegen den Kaiser. Heinrich wollte
auch Straßburg im Handstreich nehmen, jedoch schlössen ihm die Straßburger die Tore, sodass
der König unverrichteter Dinge abziehen musste. Dies war allerdings ein für das insgesamt
relativ friedliche 16. Jahrhundert geradezu außerordentlicher Zwischenfall. Erst um die Wende
zum 17. Jahrhundert verdunkelte sich wieder der Himmel: Der Welthandel nach Ubersee
begann zu florieren und den kontinentaleuropäischen, in dessen Zentrum das Elsass lag, zu verdrängen
. Nur die Tatsache, dass das Elsass ein fruchtbares Land war, verhinderte eine Verarmung
breiter Bevölkerungsschichten. Als Montaigne im Jahr 1580 das Elsass besuchte, war er
von der elsässischen Küche jedenfalls noch überaus begeistert. Es ist möglich, dass damals die
südwestdeutsche Küche der französischen Volksküche noch überlegen war. Dies sollte sich
jedoch bald ändern, denn es zeichnete sich die Epoche des Dreißigjährigen Krieges ab.

Zunächst blieb das Elsass von Kampfhandlungen verschont, doch schon 1622 zog Graf Ernst
von Mansfeld, ein Parteigänger des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz, im Elsass ein und
richtete große Verheerungen an. Straßburg erklärte sich für neutral, was der Stadt vom Kaiser
durch die Erhebung der Akademie zur Universität gelohnt wurde. Nunmehr verlagerte sich der
Krieg nach Mittel- und Norddeutschland, was das Elsass zunächst entlastete, aber gleichzeitig
begann Frankreich, erneut Eroberungsabsichten in Richtung Rhein zu erkennen zu geben. Kardinal
Richelieu riet, sich in den Besitz fester Plätze am Rhein zu setzen, die als Einfallstore ins
Reich benutzt werden könnten. Als 1630 der Schwedenkönig, unterstützt durch französische
Hilfsgelder, in den Krieg eingriff, waren die Protestanten im Elsass zunächst erfreut. Diese
Freude legte sich, als im Jahre 1632 die Schweden einfielen und das Land aussaugten. Im Folgejahr
zog eine spanische Armee ins Oberelsass, vertrieb die Schweden und nahm es für die
kaiserliche Seite ein. Nun griff Frankreich zu, das eine Landverbindung von der spanischen
Franche-Comte in die spanischen Niederlande nicht dulden wollte. Zunächst entsandte Frankreich
Truppen zum Schutz einzelner Herrschaften, griff aber ab 1635 massiv in den Kampf
gegen den Kaiser ein.

Am Ende des Krieges war das Elsass zu mehr als der Hälfte entvölkert, nur stellenweise hatte
sich ein Kulturleben halten können, etwa die Sprachgesellschaft in Straßburg, das auch im
Krieg ein Zentrum des literarischen Lebens geblieben war. Man denke an die Sprachgesellschaften
, die im ganzen Reich zur gleichen Zeit entstanden.

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