Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
28. und 29. Jahrgang.2008/2009
Seite: 22
(PDF, 48 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2009-28-29/0024
rechten Rheinufer eingebunden. Dabei blieb es auch unter der Frankenherrschaft und dem sich
später bildenden mittelalterlichen Deutschen Reich. Im hohen Mittelalter und der frühen Neuzeit
erlebte das Elsass als Teil des Deutschen Reiches zwei geistige und wirtschaftliche Blütezeiten
. Die erste davon war in staufischer Zeit, als hoher Wohlstand das Elsass auszeichnete,
die zweite im 16. Jahrhundert mit seinem ausgeprägten Geistesleben als Hochburg des Humanismus
. Zur politischen Grenze wurde der Oberrhein erst wieder im 17. Jahrhundert, als sich
Frankreich einen langgehegten Traum erfüllte und sich das Elsass einverleibte. Dies war möglich
, weil das Reich im Dreißigjährigen Krieg und danach eine lange Schwächephase durchmachte
. Hinzu kamen noch das Desinteresse des Wiener Kaiserhauses am Elsass und die
Angriffe der Türken aus dem Osten. Das Elsass blieb jedoch auch unter französischer Herrschaft
zunächst kulturell und wirtschaftlich ein Teil des Deutschen Reiches. Zur wirtschaftlichen
Trennung am Rhein kam es schließlich erst Ende des 18. Jahrhunderts, als das Elsass an
die Wirtschaft Frankreichs angeschlossen wurde und die Jakobiner es nach der Revolution zu
französisieren versuchten. Es folgte eine Periode, in der das Elsass unter der Feindschaft zwischen
Deutschland und Frankreich litt, im Laufe derer es mehrfach hin- und hergeschoben
wurde, wobei die Elsässer jedoch nie selbst bestimmen durften, wohin sie gehörten. Druck von
der einen Seite hat dann immer wieder Sympathie für die Gegenseite geweckt, zuerst während
der Französischen Revolution mit ihren zentralistischen Bestrebungen. Danach, zwischen der
Reichsgründung 1871 und dem Ersten Weltkrieg, als die Grenze am Oberrhein wieder fiel, vergab
die teilweise ungeschickte Politik Berlins die Chance zur engeren Bindung der Elsässer an
das junge Deutsche Reich. Dazu kam noch, dass viele Elsässer ohnehin mit Frankreich sympathisierten
, mit dem sie sich nach zwei Jahrhunderten französischer Herrschaft allmählich
identifiziert hatten und dessen Kultur zumindest in den fuhrenden Gesellschaftsschichten deutliche
Spuren hinterlassen hatte. Den Höhepunkt erreichte dieser kulturelle Konflikt unter dem
Nationalsozialismus, dessen Repräsentanten in ihrer totalitären Weltanschauung keinen
Respekt vor dem Elsass und seiner Doppelkultur kannten und die Elsässer so in die offenen
Arme Frankreichs trieben.

Nun ist in der neuesten Zeit eine Rückbesinnung auf die elsässische Kultur zu erkennen, die
sich eben, wie wir gesehen haben, auch aus deutschen Quellen, nicht nur aus französischen,
speist. Der Elsässer Gabriel Andres sagte einmal, die Franzosen müssten einsehen, dass das
Elsass eine eigene Kultur und Sprache besitzt, und die Deutschen müssten verstehen, dass die
drei Jahrhunderte französischer Herrschaft das Elsass ganz entscheidend geprägt haben. Sollte
beiden Seiten dies einleuchten, so wird es endlich nach vielem Blutvergießen ein glückliches
Miteinander auch über die modernen Staatsgrenzen hinweg am Oberrhein geben. Im Zeitalter
der europäischen Einigung nimmt die Bedeutung solcher Staatsgrenzen tendenziell ab und die
Rolle von Regionen zu. So wird auch in Zukunft das Elsass als die Schwesterregion Badens
eine wichtige Rolle spielen.

22


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2009-28-29/0024