Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
28. und 29. Jahrgang.2008/2009
Seite: 42
(PDF, 48 MB)
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Tage lässt aufhorchen. Wie ein roter Faden ziehen sich die Verklärung früherer Zeiten und Klagen
über die Gegenwart auch durch die Geschichte des Mönchtums. Die von Benedikt wider
Willen eingeräumt Menge wurde später zur Norm erhoben. Unter Berufung auf die Regel und
ihren Bedarf an Wein zur Feier der Messe haben Klöster Weinberge erworben, auch solche in
weiter Ferne.

Orte am Fuße von Schwarzwald, Kaiserstuhl und Tuniberg sind, wie Ausgrabungen zeigen,
nicht selten Jahrtausende alt. Doch in schriftlichen Quellen begegnen sie uns erst wesentlich
später, häufig zum ersten Mal in einer Urkunde, mit der sich ein Kloster Rebbesitz hat übereignen
lassen. Viele Orte unseres Raumes konnten seit einigen Jahrzehnten 'runde' Jubiläen
feiern, weil wir ihrem Namen in Dokumenten der Klöster Lorsch und St. Gallen begegnen
(Abb. 6). Der Lorscher Codex, in den zahlreiche Schenkungsurkunden aufgenommen worden
sind, macht es wahrscheinlich, dass man in der Gemarkung Kenzingen schon im Jahr 772
Reben angebaut hat. Einmal mehr sei der Blick auf den St. Galler Klosterplan gelenkt: im Keller
lagern Fässer (Abb. 7).

Verglichen mit der aus Ton gebrannten, so gut wie unbegrenzt haltbaren Amphore, in der man
in der Antike Öl, Wein und andere Flüssigkeiten gelagert und transportiert hat, bedeutete das
Fass eine spürbare Verbesserung; vielleicht sollte man gar von einer genialen Erfindung sprechen
. Hergestellt aus Holz, ist es relativ leicht, bruch- und stoßfest, stapelbar, bequem zu rollen
und zu verladen; ohne Qualitätseinbuße kann man schadhafte Stellen ausbessern. Böttcher
sind der Lösung einer Maximum-Minimum-Aufgabe recht nahe gekommen: Mit möglichst
wenig Holz haben sie Behälter mit möglichst großem Inhalt hergestellt (die Kugel wäre die
Idealgestalt). Schließlich verleiht Holz dem Wein, um auf das edle Getränk zurückzulenken,
Geschmacksnuancen, die man seit geraumer Zeit wieder zu schätzen weiß („ gereift im Eichen-
fass " u.ä.). Als Produzenten und Konsumenten von Wein haben Klöster Fässer nachgefragt, die
bald auch für Bücher, Fische und viele andere Güter verwendet worden sind.

Abb. 7: Ausschnitt aus dem Klosterplan von St. Gallen - Weinkeller (Anfang 9. Jahrhundert?). Große und
kleine Fässer liegen im Weinkeller, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche (die Kreuze verweisen
jeweils auf einen Altar). Quelle: Walter Horn and Ernest Born, The Plan of St. Gall, Berkeley, CA, London
1979

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