Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
28. und 29. Jahrgang.2008/2009
Seite: 78
(PDF, 48 MB)
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haben, wieder aufblühen und mit ihm Ruhe und Friede für die Völker der Erde zurückkehren,
so muß auch dem Gottesdienste des Christenthums wieder ein schönerer Glanz und durch diesen
ein mächtigerer Einfluß auf die Herzen der Christen verliehen und darum auch des Christenthums
Tempel vom Abgrunde der Verwüstung, dem so viele entgegen eilen, durch die Machthaber
der Staaten zurückgerissen werden.

Wahrlich, wenn Tempel von außen den Anblick von Schlachthäusern gewähren, wenn ihrefn]
ThürmefnJ der Einsturz droht28, wenn die heiligen Hallen mit Staub und schwarzem Schmutze
bedeckt sind, ihre Altäre zerfallen und der bethende Priester Gefahr läuft, auf den heiligen Stufen
des Hochaltares von herabstürzenden Mauerstücken erschlagen zu werden, so ist der
Gräuel der Verwüstung eingetreten, und das Gefühl der andächtigen Schaar, die sich dort versammelt
, erstirbt anstatt aufzulodern zur vollen Gluth der Liebe und des Gottessinnes. "

All dieses vom Pfarrer in blumenreicher Ausdrucksweise Vorgebrachte wird dann im Fortgang
seines Briefes mit nahezu denselben Worten noch einmal im Blick auf die konkreten Missstände
seiner Kirche wiederholt29. Es ist die vergangene Zeit des 18. Jahrhunderts, die da kritisiert
wird, und die es nun durch beherzte Eingriffe im Stilempfinden der Zeit zu erneuern gilt.
Angesichts der Sachlage, wie sie sich aus den Akten darstellt, möchte man Pfarrer Wild beipflichten
. Wohl zu Recht wirft er die Frage auf, woran es denn nur liege, dass seit etlichen Jahren
nichts für die Unterhaltung der Kirche getan worden sei und alle guten Ansätze „ von Frühling
zu Frühling"verschoben würden. Saumseligkeit, die er auf eine „schlechte Haushaltung"
zurückführt, wirft er den Verantwortlichen vor, eben „jenen Menschen, die für Geld und Staat
mehr Gefühl haben als für die Religion unserer Väter und unseres Volkes ". Diesbezüglich hält
Wild auch mit weiteren Vorwürfen nicht zurück, indem er ihnen gar „ Verachtung der Religion
und des öffentlichen Gottesdienstes(i unterstellt. Würden die dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen
weiterhin sabotiert, so werde die Kirche „endlich" einstürzen und deren
Wiederherstellung sich dann auf „ca. 12000 fl" verteuern.

Das war starker Tobak. Trotzdem blieben die drastischen Verlautbarungen des Pfarrers, die
Arnold im Grunde aus dem Herzen sprachen, ohne erkennbaren Widerhall. Erst als herabgefallene
Deckenteile tatsächlich den Einsturz der Kirche heraufbeschworen und die bedrohliche
Situation vonseiten der Freiburger Bezirksbauinspektion bestätigt worden war, lenkte der Staat
ein. Am 19. Juni 1820 genehmigte das Finanzministerium die „ Vorschläge des Kreisbaumeisters
Arnold", die Kirchenbauarbeiten nach dessen Kostenvoranschlag in Angriff zu nehmen.

Kollege Lumpp, von Arnold in allem genau unterrichtet, nahm sich zwischendurch auch des
Pfarrhauses an, in dem er genau nach Arnolds Anweisungen ein beheizbares Vikariatszimmer
einrichtete. Jede noch so nebensächliche Arbeit war durch Kostenbelege nachzuweisen,
wodurch die Bürokratie kleinlich bedient wurde, vordringlichere Aufgaben dagegen unversehens
liegen blieben. Sich als Architekt, geschweige denn als Baukünstler zu entfalten, sollte
durch den Wust an Papierkram zwangsläufig mehr und mehr eingeschränkt werden. Man mag
den Arger Arnolds verstehen, wenn er sich durch allzu beiläufige Verwaltungsmaßnahmen in
seinem Tun behindert fühlte, wie etwa vom Pfarrer eingereichte „Kostenzettel" zu dessen
neuem Hühnerstall mit der Weisung zurückschicken zu müssen, sie doch bitte direkt dem
„Kreisdirektorio" zu übermitteln. Und das war ja kein Einzelfall.

Wurde den Sommer über eifrig an der Kirche gearbeitet, so musste, als die Jahreszeit zu weit
vorgeschritten war, die Vollendung der Türme auf das Jahr 1821 verschoben werden. Drohten
daraufhin neue 'Tarifverhandlungen' den Fortgang des Baues zu verteuern oder gar zu verei-

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