Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
28. und 29. Jahrgang.2008/2009
Seite: 114
(PDF, 48 MB)
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Noch heute sind wir Teninger stolz auf diesen Tag, und die alten Parteigenossen bürgen dafür,
daß es in unserer Gemeinde nie mehr anders wird. Alles für die Volksgemeinschaft!" - Nur
durch anderthalb Leerzeilen abgesetzt, folgen neun Zeilen unter der unterstrichenen Uberschrift
: „Erfassung der Wehrpflichtigen 1919 und 1920 [...] Nichterscheinen wird bestraft. "

Das Amtsblatt erschien in einer Zeit, da das Regime sich konsolidiert sah und ihm außerordentliche
diplomatische und militärische Erfolge vergönnt waren: 1938 Annexion Österreichs
und des Sudetenlandes, 1939 Schaffung des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren5, 1939
und 1940 Eroberung großer Teile Europas. Deshalb musste die Bevölkerung auch erfahren,
was der Krieg erzwang: Ablieferung von Kaninchenfellen, Bezugscheinpflicht (für Lebensmittel
, Textilien, Schuhe, Benzin), Einschränkungen für den Handel mit Pferden und Ochsen,
Feldpostbriefe, Flugblätter, Gefallene, Höchstpreise (für Kartoffeln, Wein), kältefrei in der
Schule, Kindergasmasken (das Stück zu 5 RM), polnische Kriegsgefangene, ,Rückgeführte'
(aus dem unmittelbaren Grenzgebiet zu Frankreich Evakuierte), Versorgung mit Butter usf.
Dazu kamen Äußerungen der Begeisterung angesichts der raschen Niederwerfung Frankreichs
sowie der Fahrt des ,Führers' durch Teningen (am 29. Juni 1940; am 22. Juni war der deutschfranzösische
Waffenstillstand abgeschlossen worden). „Da die Ankunft nicht bekannt war",
konnten „nur wenige Glückliche [...] den größten Sieger der Weltgeschichte begrüßen".

Zwischen solche Mitteilungen von aktueller Bedeutung sind Auszüge aus einer hier nicht weiter
interessierenden größeren Studie und Beiträge zum Zeitgeschehen6 sowie Abschnitte der
NS-Chronik in das Amtsblatt eingerückt7. Diese wird mit einem Vorwort eröffnet (Nr. 11
(1938), 19.8.1938):

/. Vorwort

Die Geschichte, die hier niedergeschrieben wird, soll der Nachwelt unserer Heimatgemeinde
Zeugnis ablegen von dem Leidensweg, den das deutsche Volk und damit auch unsere Gemeinde
nach dem unglücklichen Ausgang des furchtbaren Weltkrieges [1914-1918] durchzumachen
hatte. Dieser furchtbarste aller Kriege forderte von unserer Gemeinde 78 Gefallene, alles beste
Söhne unseres Dorfes.

Diese Geschichte soll aber auch darüber berichten, wie in der größten Notzeit sich wieder
Männer, Frauen und Kinder aufrafften, um in einem beispiellosen Opfergang Gut und Blut einzusetzen
, um die drohende Gefahr des Unterganges vom deutschen Volke abzuwenden.
Mögen die Männer, Frauen und Kinder, die diesen schweren Kampf mitkämpften und bestanden
, in dieser Geschichte ein stilles Gedenken der Dankbarkeit erblicken für ihre Opferbereitschaft
, ihre Treue und für ihre Kameradschaft, die schließlich zum Siege führte; hoffen wir für
immer, daß den nachfolgenden Generationen eine derartige Schmach und Knechtschaft erspart
bleibt.

Da wir Nationalsozialisten um die Volksgemeinschaft rangen und kämpften, so sollen um dieser
Volksgemeinschaft willen in dieser Geschichte keine Namen erscheinen, die irgendeinen
Volksgenossen in irgendeiner Weise belasten. Der Kampf ist beendet, und unser Blick ist nach
vorwärts gerichtet.

Sollte hier dem Verfasser ein Ereignis von Bedeutung, an dem treue Kämpfer und Kämpferinnen
verdient hätten, mit ihrem Namen genannt zu werden, entgangen sein, so bitte ich dies zu
entschuldigen. Das Werk entstand nicht aus vorhandenen Unterlagen, sondern nur aus meiner
persönlichen Erinnerung aus der Kampfzeit.

Teningen, den 2. Januar 1937
Wilhelm Heß, Ortsgruppenleiter

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