Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 33
(PDF, 63 MB)
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dazu zu raten und zu helfen, haben wir auf heute darüber Rat gehalten und sind der Meinung
gewesen, unsere treffenlich [= zutreffende] Botschaft zu euch zu senden, und allerlei bei euch
handeln zu lassen ". Warum die mit Otter ausgezogenen Bürger bewaffnet waren, geht daraus
nicht hervor. Vermutlich wollten sie damit nicht die Stadt „zurückerobern", sondern sich im
Bedarfsfall verteidigen können.

Zunächst aber haben sie offensichtlich Asyl in einem nahegelegenen Gebiet gesucht, das nicht
direkt den Habsburgern unterstand. Dies geht aus der Fortsetzung dieses Briefs vom dem auf
den Auszug folgenden Tag hervor, in dem die Freiburger begründen, warum sie nicht unmittelbar
geantwortet haben: „ So ist uns mittler Zeit soviel begegnet, dass unser gnädiger Herr der Markgraf
seine Botschaft bei uns gehabt und unter vielen Worten anzeigen lassen, er habe die Ausgetretenen
von Kenzingen, so zu Malterdingen gelegen friedgeistlich beredt, dass sie wieder
heim zögen, und den Pfaffen hiero lassen sollen, deshalb wir mit unserer Botschaft verzogen. "
Wollte der Markgraf Jakob Otter Asyl gewähren oder ihn an die Habsburger Reichsregierung
ausliefern?

Malterdingen war der erste Ort auf markgräflich badisch-hochbergischem Territorium, und
Markgraf Ernst galt zwar nicht als Anhänger der Reformation, aber als gemäßigter Herrscher,
wie auch aus der Bezeichnung „friedgeistlich " hervorgeht. Außerdem gehörte auch Wolfenweiler
, der frühere Wirkungsort Jakob Otters, zur Hochberger Markgrafschaft. Dies mag bei der
Wahl des Zufluchtsorts für Otter und seine Anhänger eine Rolle gespielt haben.

Nach dem Rat, den die Freiburger daraufhin den Kenzingern gaben, sollten sie sich „ des Pfaffen
nicht mehr beladen, sondern Befehl und Bescheid" des „Statthalters und Regenten in Ober
Elsaß verwarten ". Mehr und Genaueres könnten sie nicht raten, da sie nicht genau wüssten -
hier klingt ein vorwurfsvoller Unterton gegenüber den Kenzingern mit -, was der Markgraf
ihnen geschrieben habe; denn sie hätten die Freiburger nicht darüber informiert, nachdem die
Abordnung abgereist war. Gleichzeitig fordern sie den „ ehrsamen Schultheiß, Bürgermeister
und Rat zu Kenzingen " auf, einen Bericht an das „Regiment" zu Ensisheim zu senden.

Man wundert sich heute, wie rasch, lange vor Erfindung elektronischer Kommunikation, der
Nachrichtenaustausch funktionierte. Denn bereits tags darauf, am Sonntag nach Johannis, mahnen
die Freiburger an, dass die Kenzinger diesen Bericht noch nicht nach Ensisheim und ihren
Pfandherrn Wolff von Hürnheim gesandt haben. Stattdessen berichtet der Freiburger Bürgermeister
am „Montag nach Johannis Baptistae Anno XXIIII" darüber „dem strengen hochgelehrten
und weisen besonders günstigen Herrn " und fügt hinzu, dass die Stadt Freiburg insofern
davon betroffen sei, als sie angeblich bis Stühlingen gezogen sein sollen, „ wir Wissens aber
nicht eigentlich, doch wollen wir fürderlich Kundschaft davon machen. Das alles wollten wir
euch zu der Eile nicht vorhalten, und ihr sollende [= sollt?] uns alle Zeit zu Handhabung der
Ehrbarkeit gehorsam und gutwillig erfinden "6.

Hinter diesen Formulierungen werden Ängste sichtbar, Ängste vor Aufruhr, aber auch vor möglichen
Strafmaßnahmen seitens der vorderösterreichischen Regierung. Daher dürfte dieser
Schlusssatz nicht nur eine Höflichkeitsfloskel sein. Wie eilig die Angelegenheit für die Freiburger
war, zeigt der Nachsatz: „ Wir begehren an unserer Gnaden, sie wollen uns die hier eingeschlossenen
Briefe wiederum bei diesem unserem Boten zuschicken, denn sie dieser Zeit unseres
Geschäfts halber in Eile nicht haben mögen abgeschrieben werden. "

Die Korrespondenz mit Kenzingen scheint damit beendet gewesen zu sein; das Freiburger Mis-
sivenbuch enthält allerdings einige Seiten später einen Brief an das Ensisheimer Regiment vom
Vortag, der vermutlich erst nach Rückgabe abgeschrieben werden konnte und daher später ein-

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