Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 34
(PDF, 63 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2011-30-31/0036
sortiert worden ist. Wie eilig es der Freiburger Bürgermeister hatte, ist daran zu erkennen, dass
nicht nur das Datum, sondern auch die Uhrzeit angegeben ist: „Datum eilends auf Samstag nach
Johannis Baptistae um die achte Stund vor Mittag anno XXIIIL " Diese Meldung macht relativ
genaue zeitliche Angaben über den Auszug der Kenzinger Bürger. „Als auf gestern um die drei
Uhr ein Ratsfreund von Kenzingen bei uns gewesen ist und anzeigen lassen, dass etliche der
ihren auf Eile mit gewehrter Hand mit dem Prädikanten aus der Stadt gezogen seint, haben wir
gestracks ein Kundschaft zu des Markgrafen Lande gemacht, und dies vergangene Nacht erfahren
, dass die selben Aufrührigen sich gen Malterdingen gelagert, en [= und?] zum Markgrafen
gen Hachperg geschrieben. Was sie mit ihm und er mit ihnen gehandelt, mögen wir nicht wissen,
so sagt auch unser Kundschafter] dass ihre Rede in Malterdingen gewest sei, dass die von Herbolzheim
und anderer vor der Pfandschaft auch zu ihnen kommen sollen, und sie wollen einen
Herrn suchen und diesen Pfaffen zu Recht handhaben und ihr Hab und Gut daran setzen. "

Wenn diese Nachricht stimmt, scheint die Bewegung über Kenzingen hinausgegriffen zu haben.
Wer mit diesem „Herrn " gemeint sein könnte, dem man sich anvertrauen wollte, geht daraus
nicht hervor. Immerhin gehörte die zwischen Kenzingen und Malterdingen liegende Burg Lichteneck
damals den Grafen von Tübingen-Lichteneck, und ihr Besitz reichte bis Forchheim am
Kaiserstuhl. Solche Spekulationen aufgrund der damaligen territorialen Verhältnisse können allerdings
nicht verifiziert werden, da der Plan nicht zur Ausführung kam. Der Freiburger Bürgermeister
befürchtete jedenfalls, es handle sich um den Plan eines „ [allgemeinen Auflaufs],
darum wollen des eilends beratschlagen, was wir dann zu Handhabung aller Ehrbarkeit tun
sollen und mögen ".

Aus einem weiteren Schreiben, dessen Schluss samt Datum leider unleserlich sind, geht hervor,
dass sie „auf heute drei von unserem Rat zu denen von Kenzingen abgefertigt, denselben befohlen
, dass sie ihnen anzeigen, dass sie ihre Stadt wohl bewahren, auch die ihnen so von ihnen
mit dem Pfaffen abgeschieden und gezogen ", nicht mehr in die Stadt lassen sollen, bis sie von
der Regierung weiteren Bescheid darüber erhalten. - Soweit die vorhandenen Protokolle und
Briefabschriften.

6. Der weitere Verlauf

Nach Vierordt hatte die Regierung „Kenzingen mit bewaffneten Freiburgern besetzen lassen,
welche sechs Wochen lang dort liegen blieben. Also zogen mehr als 150 der ausgeschlossenen
Bürger zu Schiffe rheinabwärts. Mit weißen Stäben in der Hand wanderten sie am 1. Juni als
bittende Flüchtlinge in Straßburg ein, wo sie beim Rat und bei der Bürgerschaft Schutz und Aufnahme
fanden7."

Markgraf Ernst versuchte die Kenzinger bei Erzherzog Ferdinand damit „zu entschuldigen, dass
die Mehrzahl durch einen markgräflschen Pfaffen, Herrn Hans von Hecklingen, durch die Vorspiegelung
verfuhrt worden sei, als würden sie durch Markgraf Ernst schon Handhabung zum Rechte
finden ". Außerdem wies er auf die Not und die sozialen Lasten für die Stadt hin, wenn diese für die
etwa 350 zurückgelassenen Kinder der Ausgezogenen zu sorgen hätte. Schließlich wurden die Rückkehrwilligen
wieder in die Stadt gelassen; „ aber über den Erzketzer und über die Sieben, welche
von Kenzingen nach Ensisheim ins Gefängnis gebracht wurdenhatte Ferdinand strenges Gericht
ergehen lassen. Unter jenem Erzketzer ist wohl der Stadtschreiber von Kenzingen gemeint, welchem
man die Einführung des Abendmahls unter beider Gestalt zur Last legte. Auf dem Aschenhaufen
der verbrannten deutschen Evangelien und lutherischen Schriften, die man in seinem Hause und in
den Wohnungen der übrigen Bürger gefunden, musste er niederknien, und nun schlug ihm in Gegenwart
seiner Frau und seiner Kinder der Scharfrichter am 7. Juli 1524 den Kopf ab8. "(Abb. 4).

34


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2011-30-31/0036