Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 50
(PDF, 63 MB)
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arbeitete sie diese als „Klagrede und Ermahnung Katharina Zellin zum Volck bei dem Grab M.
Mattheus Zellen, Pfarrer zum Münster zu Straßburg [...] " aus, vielleicht für eine geplante, dann
aber nicht erfolgte Drucklegung. Darin rief sie der Gemeinde ins Gedächtnis, wie ihr Mann die
Wahrheit Gottes „ mit viel großer Sorg und Gefahr seines Lebens tapfer und fröhlich gepredigt
und gelehrt habe ". Theologische Lehre und Lebensführung hatten bei ihm eine untrennbare
Einheit gebildet, die sie als beispielhaftes Zeugnis der Gemeinde vor Augen führte als eine Ermutigung
am reformatorischen Bekenntnis festzuhalten. Sie berichtete von seiner Sterbestunde
und hielt auch sein Sterbegebet fest.

Zwar hatte Katharina bei der Beerdigung ihres Mannes gefasst gewirkt, doch kurz danach überwältigte
sie die Trauer. Martin Bucer sorgte dafür, dass sie bei dem befreundeten Münsterpfarrer
in Basel, Oswald Myconius (1488-1552), etwas Abstand gewinnen konnte. In seinem Brief vom
16. Juli 1548 schrieb er an ihn: „ Unseres Zells Witwe, ein frommes und heiliges Weib, kommt zu
Euch, ob sie vielleicht dadurch irgend eine Linderung ihres Schmerzes finde. Denn in diesem
Stück steht es mit ihr ganz menschlich. So demütigt der gnädige Gott die Personen, die mit großen
Gaben geziert sind. Einen unglaublichen Liebeseifer besitzt diese Frau für die Armen und
Betrübten Christi und die Geheimnisse Gottes kennt sie sehr genau und sucht sie immer mehr
zu erforschen32. " Nach ihrem Aufenthalt in Basel besuchte sie in Zürich Heinrich Bullinger und
Konrad Pellikan (1478-1556), der maßgeblich an der Fertigstellung der Züricher Bibel beteiligt
war. Die Besuche und Gespräche richteten die Witwe allmählich wieder auf. Anfang 1549 kehrte
sie nach Straßburg zurück. Es war ihr erlaubt worden, noch für zwei Jahre das Münsterpfarrhaus
zu bewohnen.

MIHI PATKIA

C O E LVJW * Konflikte im Zuge der zunehmenden

Konfessionalisierung

Das „Interim"33 beendete den Schmalkaldi-
schen Krieg (1546-1547), in dem die kaiserliche
und katholische Seite die
protestantischen Fürsten besiegt hatte. Gravierende
Einschränkungen der Reformation
in weiten Teilen des Reiches waren die Folge.
Zahlreiche Pfarrer wurden entlassen und emigrierten
. Die bis dahin in protestantischen Gebieten
zumeist untersagten katholischen
Gottesdienste mussten - so auch in Straßburg
- wieder zugelassen werden34. Zu den entschiedensten
Gegnern des Interims gehörten
in der Stadt Martin Bucer und Paul Fagius
(1504-1549) (Abb. 7).

Auch für sie war es nur eine Frage der Zeit,
wann sie ihre Stellung verlieren würden.
Denn der Rat hatte sich unter kaiserlichem
Druck und aus handelspolitischen sowie wirtschaftlichen
Gründen dazu entschlossen, das Interim einzuführen. Ausgerechnet der langjährige
Mitstreiter für die reformatorische Bewegung, der über zwei Jahrzehnte die Geschicke der Stadt
umsichtig gelenkt hatte, der Stettmeister Jakob Sturm von Sturmeck (1489-1553), wurde beauftragt
, Bucer und Fagius die Entlassung zum 1. März 1549 mitzuteilen, wie es hieß, „ ihnen

Abb. 7: Martin Bucer

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