Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 95
(PDF, 63 MB)
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Der „Kräuterhimmel von Kenzingen"

- ein Sonnengesang in Formen und Farben?

Zur Gewölbeausmalung der Evangelischen Kirche (Langhaus der ehemaligen
Franziskanerklosterkirche St. Josef)

Annegret Blum

Am 12. März 1995, dem Sonntag Reminiscere, konnte die Evangelische Kirche in einem Festgottesdienst
wieder in Dienst genommen werden. Damit kam die mehr als einjährige Zeit der
Innenrenovierung zu ihrem Abschluss. In seiner Predigt ging Prälat Gerd Schmoll auf die neue
Gewölbegestaltung mit den Worten ein: „Nun haben Sie diesen schönen Kirchenraum, in den
durch die phantasievolle Deckenbemalung die Schöpfung hereingeholt wurde - eine Erinnerung,
dass der, der mit uns durch sein Wort redet und den wir anrufen können, uns das Leben geschenkt
und uns, was er geschaffen hat, anvertraut hat. Und da es Heilpflanzen sind, die abgebildet
wurden, wird der Zusammenhang zwischen Schöpfung und Erlösung unterstrichen. " Anschließend
verwies der Prediger auf die wesentliche Bestimmung eines Gotteshauses: Ein „Mundhaus
" (Martin Luther) soll es sein, „ in dem man gut reden und hören kann "l.

In diesem „Mundhaus" kommen mehr Stimmen zur Sprache als die der Predigt, der Liturgie
und der Musik. Denn der Kirchenraum ist keineswegs nur eine für die Feier des Gottesdienstes
errichtete Raumhülle. Seine Architektur sowie seine Ausgestaltung besitzen ihre eigene Sprache.
Jeder, der sie zu verstehen vermag, kann in ein lebendiges Wechselgespräch mit ihr eintreten
und etwas erfahren von der Selbstmitteilung derer, die durch die Gestaltung des Gotteshauses
ihre religiöse, kulturelle und künstlerische Überzeugung formuliert haben. Dass bei der Ausmalung
des „Kräuterhimmels" durch die Blume gesprochen wird, macht den spezifischen Reiz dieser
beziehungsreichen Ausdrucksweise aus. Sie animiert zu interessierter Entdeckerfreude und
wacher Wahrnehmung, damit es gelingt, „ mit der hellen Geduld der Liebe die grüne Sprache
zu lernen wie es die Dichterin Rose Ausländer einmal ausgedrückt hat2. Doch nicht nur die
dargestellten Blumen, Kräuter und Gräser bergen ihre Geheimnisse, denen es auf die Spur zu
kommen gilt, auch die anderen Gestaltungselemente tragen zur Ausstrahlungskraft sowie zur
inhaltlichen Aussage des Ganzen bei. In verschiedenen Erkundungsgängen sollen die unterschiedlichen
Bedeutungsebenen der floral geschmückten Sichtfassung des Kirchengewölbes
zur Sprache kommen.

Zur technologischen Befunderhebung und Beschreibung der Neuausmalung

Vor der anstehenden Innenrenovierung der evangelischen Kirche wurde bereits 1992 von der
Restaurierungswerkstätte Bernd Baldszuhn, Offenburg, eine Voruntersuchung der Gewölbe- und
Wandflächen des Kirchenraumes durchgeführt und eine Befunderhebung erstellt. Bei der restauratorisch
-konservatorischen Bestandsaufnahme wurde darauf geachtet, dass keine großen
Eingriffe in die originale Substanz vorgenommen wurden. Da bei der Befundaufnahme deutliche
Farbspuren sowie farbliche Gliederungen im Decken- und Wandbereich auftraten, entschloss
man sich, eine Musterfläche anzulegen, welche die Farbfassung aus dem frühen 19. Jahrhundert
wiedergab. Der Farbdreiklang Rose-Blau-Rot bestimmte die Gewölbeausmalung. In dem Roseton
waren außerdem die Fensterleibungen sowie die Pilastervorlagen gehalten. Dazu stand
vermutlich der Wandbereich farblich abgesetzt im Grundton eines hellen Ockers. Weiter zu-

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