Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 121
(PDF, 63 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2011-30-31/0123
Ettenheimmünster] [...] den Ort Nidingen mit allem, was zu unserem [= bischöflich straßburg-
schem] Fiskus gehört."

In der landeskundlichen Forschung war nicht nur die Echtheit des Dokuments lange umstritten,
sondern auch die Zuweisung des Ortsnamens. Bedeutende Historiker sahen in dem Namen „Nudingen
/Hudingen" wegen der Bezeichnung als op[p]idum (das als Stadt gedeutet wurde) nämlich
eine Verschreibung von Endingen. Dies war in doppeltem Sinne fragwürdig: Zum einen bezeichnet
oppidum nicht ausschließlich Stadt, sondern vielmehr einen (befestigten) Ort, zum anderen
war ja Endingen bekanntlich im 8. Jahrhundert noch keine Stadt. Einige, die der
Schreibung Nidingen folgten, identifizierten den Ort mit Neudingen bei Donaueschingen, Huttingen
bei Lörrach oder Hüttenheim bei Benfeld/Elsaß. Es ist das große Verdienst des Riegeler
Pfarrers und Historikers Adolf Futterer, sowohl die Lesart als auch die Ortszuweisung abschließend
geklärt zu haben5.

Der Weiler Nidingen lag an der VerbindungsStraße zwischen Kenzingen und Riegel, seine Einbindung
in das Siedlungsgefuge des nördlichen Kaiserstuhlvorlandes im Mittelalter stellte Futterer
in einer Skizze dar (Abb. 5)6. 1152 erscheint ein Rudolfus de Nidingen im Rotulus
Sanpetrinus (= Güterverzeichnis des Klosters St. Peter) neben anderen Männern als Zeuge des
Kaufvertrags eines Ackers bei Malterdingen. Der Einsiedelnsche Hof in Riegel bezog zwischen
1203 und 1230 Einkünfte von drei Mansen (Bauernhöfen) dieses Ortes. Dieser heute wüst gefallene
Ort steht in einem engen Zusammenhang mit der Gründung des Klosters Wonnental, das
in der Zeit der Stadtgründung Kenzingens unter Förderung der Üsenberger entstand.

Um 1230 bestand in Nidingen eine Schwesterngemeinschaft, aus der das Zisterzienserinnenkloster
Wonnental hervorging. Die Niederlassung dieser religiösen Gemeinschaft sei an einem
Platz mit dem Namen Aidingen (Nidingen) errichtet worden7. Auf Verlangen des Klosters Tennenbach
wurde 1237 eine „Abtei der Nonnen" (abbatia monialium), vermutlich unser Kloster,
an einen geeigneteren Ort verlegt. Am 3. April 1244 gewährten Burkhard und Rudolf von Osenberg
der Schwesterngemeinschaft von Nidingen bei Kenzingen - sororibus de Nindingen probe
Kencingen - Schutz und statteten sie mit Beholzungs- und Waidrechten aus8. Der heutige Flurname
„Nonnenhölzle" am westlichen Rand der Gemarkung Kenzingen erinnert an diese ehemaligen
Besitzverhältnisse. Aufgrund dieser Verlagerung wurde der Weiler oder Einzelhof
Nidingen vom früheren Freiburger Stadtarchivar Poinsignon ursprünglich an der Elz südlich der
Altstadt von Kenzingen verortet, er dachte, das Kloster Wonnental habe sich daraus entwickelt9.
Er folgte damit der Vermutung des Beichtvaters Konrad Burger, der in seiner Chronik des Klosters
Wonnental im 17. Jahrhundert schrieb: „[...] Dass in diesem Brief [= Urkunde von 1244]
anstatt Wonnental Nidingen steht, muss der Ort vielleicht von Anfang an so geheißen haben und
erst hernach Wonnental genannt worden sein, oder der Skribent [= Schreiber] hat im Schreiben
gefehlt. Aber es sind zwei gleichlautende lateinische Briefe da, in welch jedem ausdrücklich Nidingen
steht10."

Futterer konnte bei seiner Beschäftigung mit der Geschichte Riegels nachweisen, dass dieser
Ort an anderer Stelle gelegen hatte (Abb. 5). Der Weiler Nidingen lag unweit von Kenzingen,
aber auf Riegeler Gemarkung und hatte eine Nikolauskirche. Einen Hinweis auf seine Lage
bietet der Flurname „In Klausen", der ein dreieckiges Flurstück an der Einmündung des „Ken-
zinger Pfades" in einen Knick der ehemaligen Kreisstraße Forchheim - Kenzingen bezeichnet
hat. Es erstreckt sich östlich des Forchheimer Waldes und wird im Osten von der heutigen Autobahn
durchschnitten. In dem östlich der A5 gelegenen Teilstück wird ein Ziegelwerk betrieben
.

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