Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 124
(PDF, 63 MB)
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sind denkbar schlechte Voraussetzungen für eine archäologische Überlieferung. Dennoch lassen
sich einige Aspekte beisteuern.

Professor Georg Kraft, der erste archäologische Denkmalpfleger in Südbaden, berichtet, dass
im Jahr 1933 in der Ziegelei Sailer (heute Winkler) archäologische Funde gemacht worden seien.
Arbeiter teilten ihm mit, man habe ein 1,5 m dickes und noch 1 m hoch erhaltenes Mauerfundament
erfasst. Um diesen Mauerbefund war außen ein rund 10-15 m breiter Graben erkennbar
gewesen, dessen Sohle nicht erfasst wurde. Aus dem Graben stammen Scherben, ein mittelalterliches
Tongefäß und Knochen16. Diese Beschreibung lässt aufhorchen, denn wie ist diese
mächtige Mauer, die im Übrigen ohne weitere Dokumentation entfernt wurde, zu erklären? Da
es keinerlei Hinweise auf einen Ortsadel mit einer Burgstelle gibt, kann eine solch mächtige
Mauerstruktur nur mit der urkundlich fassbaren Kirche in Zusammenhang stehen. Demnach
lässt sich der von Futterer eingegrenzte Standort der Nikolauskapelle näher bestimmen. Der Kirchenbau
lag offenbar im Bereich der Lehmentnahmegrube der damaligen Ziegelei Seiler. Die
Reste, die den Abbruch von 1659 überstanden haben, wurden vermutlich 1933 restlos beseitigt.
Fraglich ist weiter der beobachtete Graben, der um eine Kirche nur wenig Sinn macht. Bei diesem
Befund scheint es sich vielmehr um einen mäandrierenden Gewässerarm gehandelt zu
haben, der im Zuge einer Überschwemmung entstanden sein kann. Wie bereits oben erwähnt,
war die Lage im Überschwemmungsbereich der Elz ein möglicher Grund für das Auflassen der
Siedlung.

Mit modernen Prospektionsmethoden lassen sich zusammen mit den nunmehr gewonnenen Vorinformationen
noch weitere Details zu der wüst gefallenen mittelalterlichen Siedlung erkennen
(Abb. 6). In einem digitalen Geländerelief, gestützt auf LIDAR-Daten (digitaler Laserscan),
können in den heute bewaldeten Bereichen weitere Flurrelikte gefasst werden17. Parallele wallartige
Strukturen im Abstand von 20-30 m weisen auf ehemalige Feldbegrenzungen der um die
Siedlung genutzten Flur hin. Diese ehemaligen Ackerfluren sind heute von Wald bedeckt, der
die Strukturen geschützt hat. Im angrenzenden intensiv beackerten Bereich sind diese Strukturen
nur mehr zu erahnen. Interessanterweise ist das ehemalige Nonnenhölzle heute komplett gerodet
und wird als Ackerfläche genutzt.

Zusammenfassung

Die eingangs gestellte Frage, wie das Bildnis des hl. Nikolaus in die Kenzinger Franziskanerkirche
kommt, lässt sich eindeutig beantworten. Das Kenzinger Bildnis ist ein Reflex auf den
verschwundenen Nachbarort Nidingen, der im 13. Jahrhundert verlassen wurde. Seine Nikolauskirche
blieb noch länger bestehen, bis das baufällige Gebäude 1659 zur Gewinnung von
Baumaterial für das Kenzinger Franziskanerkloster abgebrochen wurde. Vor Ort erinnert heute
nichts mehr an die ehemalige Kirche und Siedlung - wirklich nichts mehr? Dem ganz aufmerksamen
Spaziergänger oder Radfahrer ist möglicherweise die Inschrift an dem Gebäude jenseits
der Brücke über die Autobahn nicht entgangen. Sie heißt: Klausenhöfe (Abb. 7).

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