Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 132
(PDF, 63 MB)
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auszubilden, hebt ihn aus der Schar seiner Weggenossen heraus3. Wie Perlen auf einer Schnur
aufgereiht, liegen die uns interessierenden Kirchen so nah beieinander, dass sie sich ohne große
Umwege aufsuchen lassen. So zu verfahren widerspricht allerdings der zeitlichen Abfolge der
Bauten, was für deren Besichtigung an sich aber auch unerheblich wäre, da sich stilistische Abweichungen
- und das ist ein besonderes Merkmal des Weinbrennerstils - in Grenzen halten.
Wir indes wollen chronologisch vorgehen, zuvor aber um des besseren Verständnisses willen
auf die Rahmenbedingungen eingehen, auf Weinbrenner und Hübsch, also auf jene Zeit des Umbruchs
, in der der Kirche in ihrer Institution eine beschränkte politische Rolle zufiel.

I.

Schon diese einleitenden Hinweise lassen erahnen, wie komplex die Thematik des Kirchenbaus
im frühen 19. Jahrhundert ist, wenn im Vorfeld mit den Namen Weinbrenner und Hübsch zwei
scheinbar konträre Entwicklungslinien zeitgemäßen Bauens angesprochen werden, die ausführlich
zu erörtern einer größeren Arbeit vorbehalten bleiben soll. Lässt sich das Zeitalter des Barock als
Ausdrucksform höfischen und geistlichen Selbstverständnisses interpretieren, so repräsentiert
Friedrich Weinbrenner als Architekt einer betont bürgerlichen Baukunst die nach der Französischen
Revolution überall in Europa überhand nehmende Stilrichtung des Klassizismus. Er ist um
1800 in Baden die Portalgestalt neuerungsbewussten Bauens schlechthin. Neuerungsbewusst
bauen heißt, nach vernünftigen Gesichtspunkten zweckmäßig und ökonomisch, sachlich und angemessen
bauen. Gestalterische Schönheit ergibt sich aus dem ausgewogenen Verhältnis begründeter
Formen, die in ihrer eurhythmischen Bezugnahme kraftvoll und ausdrucksstark in
Erscheinung treten. Da Weinbrenner ganz und gar nicht daran gelegen war, antike Vorbilder sklavisch
nachzuahmen - wozu sich viele seiner Zeitgenossen haben verführen lassen -, also weit
davon entfernt war, einem modischen Stilgeschmack zu verfallen, sondern sich im Rückgriff auf
Vitruv die Freiheit nahm, eher grundsätzlich im Sinne der Alten Kreativität zu entfalten, besitzen
seine Entwürfe aufgrund ihrer beinahe archaischen Schwerfälligkeit den Charme eines recht eigenwilligen
Charakters. Dieses Eigentümliche ist Ausdruck des an seinem Namen festgemachten
Stils, des Weinbrennerstils. Sollte Weinbrenners unorthodoxe Auffassung bei uns im Land Schule
machen, so blieb es nicht aus, dass sie bei eingebildeten Kennern der Kunst, die archäologisch
begründete Parameter zu einer Art Bewertungskriterium erhoben, auf Unverständnis stieß. Deren
vorgebrachte Kritik vermag dennoch nicht über Weinbrenners außerordentliche Leistungen hinwegzutäuschen
, die von der Stadtbaukunst über den Hausbau hin zu monumentalen Bauaufgaben
alle Bereiche der Architektur umfassen und keine Fragestellung außer Acht lassen. Darüber hinaus
hat sich Weinbrenner vielfach theoretisch zu seinem Selbstverständnis von Architektur geäußert
und seine Anschauungen in einem Architektonischen Lehrbuch zusammengefasst.

Maßgeblich unterstützt wurde er in seiner Entfaltung durch Christoph Arnold, der wie gesagt
sein erster Schüler war und bald schon zu seinem vertrauten Assistenten bestellt wurde. Um im
eigenen Land Karriere zu machen, verzichtete Arnold auf eine ihm angetragene Professur für
Baukunst an der Düsseldorfer Kunstakademie. Als Mitglied der Karlsruher Baukommission,
einem Gremium von vier Architekten, gehörte er der Baudirektion an und war als der Jüngste
in diesem Bunde derjenige, der Weinbrenner mit besonderem Elan zur Hand ging und ihn auch
bei der Schulung junger Architekten unterstützte4. Arnolds Hauptschaffenszeit begann 1819 mit
der Übernahme der Baudirektion Freiburg, wohin er im Zuge einer umfassenden Neuorganisation
des Badischen Bauwesens hin abkommandiert wurde5. In die 1820er-Jahre fallen auch seine
für unser Thema in Betracht zu ziehenden Kirchen.

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