Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 138
(PDF, 63 MB)
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Vermögen durchaus auch Weinbrenners Karlsruher Stadtkirchen zu beeindrucken - in ihrem
städtebaulichen Anspruch, in ihrer klaren Formensprache, im ausgewogenen Verhältnis von Baumasse
und gliedernden Strukturelementen -, so drängt sich für unser Thema die Frage auf, wie
denn im Gegensatz dazu nun eine Kirche im Scheunenstil aussieht. In RENCHEN, auf halbem
Wege zwischen Karlsruhe und Kenzingen gelegen, lenkt so eine Kirche unsere Aufmerksamkeit
jäh auf sich (Abb. 5). Urplötzlich tut sie sich im Fluchtpunkt der B 3 vor unseren Augen auf
und gibt im Aufriss ihrer Längsseite mit Turm, Langhaus und Chor die gestaffelte Silhouette
eines massiven Querriegels ab. Der viereckige Turm hat sein typisches Pyramidendach, das

Langhaus ein gestelztes Satteldach, das in seinem
Ausmaß tatsächlich an das einer Scheune
gemahnt. Friedrich Weinbrenner selbst gilt als
der Architekt dieser Kirche, obschon an der
Planung auch Schüler beteiligt gewesen sind -
vermutlich sogar sein Neffe Johann Ludwig
Weinbrenner, mit dem er verwechselt werden
könnte. Gebaut wurde die Kirche 1816 bis
1817 unter der Bauleitung von Ernst Oehl aus
Rastatt. Aus der Nähe betrachtet bestätigt sich
der in der Fernsicht erhaschte Eindruck. Es ist
ein Bauwerk mit markanten Konturen ohne irgendeine
überflüssige Zutat. Mag die Simplizität
dieses Erscheinungsbildes als roh und allzu spröde empfunden werden, eines
architektonischen Reizes entbehrt es ganz und gar nicht.

IV.

Das gilt auch für die evangelische Kirche in Tutschfelden, die im Gegensatz zu der mächtigen
Stadtkirche in Renchen winzig ist, sich für eine Dorfkirche aber in einer durchaus ebenbürtigen
monumentalen Formensprache ausnimmt (Abb. 6). Sie steht weithin sichtbar auf einer Anhöhe
über der östlichen Reblandschaft zwischen Herbolzheim und Kenzingen. Mit ihrem abgewalm-
ten Dach tritt sie sanfter in Erscheinung und fügt sich mit nahezu barocker Gefälligkeit in ihre
Umgebung ein. Ein kleiner Friedhof, rechter Hand des kapellengroßen Kirchenschiffs gelegen,
unterstreicht die beschauliche Stille des Ortes und gestattet eine befreiende Fernsicht in die gottbegnadete
Landschaft und hinüber nach Bleichheim, von wo eine Kirche von Christoph Arnold
grüßt, die den Schlusspunkt unserer Betrachtung bilden wird.

Das wenigen Einwohnern genügsame, nordöstlich
von Kenzingen auf der Gemarkung Herbolzheim
gelegene Kirchlein von Tutschfelden
verdient insofern Beachtung, als es mutmaßlich
ein Bauwerk Friedrich Weinbrenners ist. Zumindest
ist der Bauplan dazu auf dem Bauamt
in Karlsruhe ausgearbeitet worden, gegen 1806
- so die Jahreszahl über dem Eingang -, zu
einem Zeitpunkt, als die Arnolds noch nicht in
unserer Gegend tätig waren13. Theoretisch
kommt nicht einmal Christoph Arnold als Planfertiger
in Betracht, da er zu diesem Zeitpunkt

Abb. 5: Friedrich Weinbrenner, Renchen,
Katholische Pfarrkirche, 1816/17.
Foto Everke 2010

Abb. 6: Friedrich Weinbrenner, Tutschfelden,
Evangelische Kirche, um 1806. Foto Everke 2009

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