Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 151
(PDF, 63 MB)
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Verlassen wir Zähringen und werfen abschließend noch einmal einen Blick zurück auf den Außenbau
. Er präsentiert sich in lichtem Grün, wobei die Strukturelemente weiß abgesetzt sind.
Heiter, a little bit American, ist der Eindruck, der zum barocken Innern wohl passt, aber nicht
ganz dem strengen Aufbau der Architektur gerecht wird. Hinweise zur angeblich ursprünglichen
Farbgebung in zeitgenössischen Zeichnungen für die trigonometrischen Hochpunkte in Baden
haben offensichtlich den Ausschlag gegeben, die Kirche bei der jüngsten Renovierung so anzustreichen
. Vorher hatte sie einen beigen Verputz. Die Pilaster, Fenstergewände und sonstigen
Gliederungselemente waren steinsichtig belassen worden, was dem ganzen Bau besser zu Gesicht
stand. Vor allem der natürliche Rotton des Sandsteins in Verbindung mit der weißen, sauberen
Sprossierung der Fenster verlieh ihr einen ebenso vornehmen wie anmutigen Charakter.
Arnold selber hat sich allerdings oft genug für einen grünlich-grauen Anstrich ausgesprochen
und für das Innere statt Weiß einen strohgelben Farbton empfohlen. Immer wieder hebt er in
seinen überlieferten Kostenvoranschlägen darauf ab, so ja auch bei der St. Laurentiuskirche in
Kenzingen, für deren Instandsetzung er sich zur selben Zeit einsetzte. Wie er sich seine Färb wähl
genau vorstellte, wissen wir heute nicht mehr, da es keinen gesicherten Befund gibt. So erstrebenswert
es vonseiten der Denkmalpflege ist, einem historischen Bauwerk den „richtigen", durch
belegbare Hinweise bestätigten Farbton zuzuordnen, bleibt es letztlich doch offen, durch weitere
Experimente das rechte, oder zumindest ein adäquates Mischungsverhältnis der jeweiligen Farbwerte
herauszufinden. Fraglich bleibt ferner, ob man auch vorhandene Strukturelemente, Pilaster
zum Beispiel, kontrastreich absetzen sollte. Warum aber sollte man dabei nicht den Stein in seiner
natürlichen Schönheit sichtbar hervortreten lassen?

VIII.

Bevor wir uns in die Umgebung von Kenzingen zurückbegeben, sind wir es dem Interesse unseres
Themas schuldig, zumindest in einem Seitenblick auf Arnolds großartiges Projekt für die
Freiburger Ludwigskirche einzugehen sowie auf die dortige Konviktskirche25. Geplant wurden
diese mitunter schon erwähnten Kirchen, wie übrigens auch die des Hospitals sowie eine weitere
für Herdern ins Auge gefasste, die wir außer Acht lassen, im Verlauf der 1820er-Jahre.

Es steht außer Frage, dass in einer so geschichtsreichen Stadt wie Freiburg, die allein schon
durch ihre kathedralhafte Pfarrkirche weithin bekannt ist und dank vieler anderer Bauten bewundert
wird, die Architektur anspruchsvoller auszufallen hatte als in der Peripherie und dem
weiteren Umland, sodass ein dörflicher Scheunenstil den gehobenen Ansprüchen kaum hätte
gerecht werden können. Der Ludwigskirche kam als der ersten evangelischen Kirche in Freiburg
besondere Bedeutung zu. Mit dem Gedanken, sie in der Altstadt am heutigen Holzmarkt zu errichten
, konnte man sich nicht so recht anfreunden, zumal ein Standort in der von Arnold seit
1819 konzipierten „Zähringer Vorstadt", die Freiburg nach Norden hin erweitern sollte, viel verheißungsvoller
schien. Dort in dem neuen Stadtviertel wurde die Kirche später auch tatsächlich
gebaut, nur nicht nach Arnolds Plan. Um dem Baugedanken in seinem monumentalen Anspruch
gerecht zu werden und konfessionell ein gewisses Äquivalent zu dem erhabenen Turm des Münsters
herzustellen, projektierte Arnold 1826 ein Gotteshaus mit zwei Türmen beiderseits einer typisch
klassizistisch ausgeprägten Vorhalle, die mit ihren dorischen Säulen unmittelbar an einen
antiken Tempel erinnert (Abb. 15). In der Art, wie er die wohlproportionierte Fassade durch
zwei flankierende Nebengebäude eurhyhmisch in ihr urbanes Umfeld einzubinden vorgibt, greift
er einen städtebaulich so überzeugenden Gedanken auf, wie ihn Weinbrenner beim Bau der
Evangelischen Stadtkirche am Karlsruher Marktplatz inszeniert hat. Seinem Bruder Friedrich
scheint er dagegen die Idee des halbrunden Kirchenraums zu verdanken. Es ist hier nicht der

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