Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 176
(PDF, 63 MB)
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Gesellige Unterhaltung und Lektüre.

Die Kenzinger Lesegesellschaft von 1843 bis 1945

Helmut Reiner

Der britische Astronom deutscher Herkunft, Sir
Friedrich Wilhelm Henschel (1738-1822), wusste:
„ Wer keine Bücher liest, ist ein armseliger Ignorant
, dessen Unterhaltung, wenn sie überhaupt so
genannt werden kann, weiter nichts ist als ein bedeutungsloses
Geschwätz über seine Person, Geschäfte
, kleine Leiden und seine Bekannten1. "

Dies mögen auch die Initiatoren gedacht haben,
die am 4. Dezember 1839 beim Großherzoglichen
Badischen Bezirksamt Kenzingen um die Gründung
eines bürgerlichen Lesevereins2 und um die
Genehmigung und die Akzeptanz der Statuten gebeten
haben (Abb. 2). Das Bedürfnis nach Aufklärung
und Bildung war die Folge der Verbreitung
liberalen, demokratischen Gedankengutes, beflügelt
durch die republikanischen Impulse aus
Frankreich, besonders in Baden nach 1830. Schon
nach 1750 entstanden im Lande über 80 Lesegesellschaften
. Auch eine Kleinstadt wie Kenzingen,
die nach der Eingliederung in die Verwaltungsstruktur
des neu entstandenen Großherzogtums
Baden, 1809 für ein halbes Jahrhundert zur Amtsstadt
erhoben, wurde von der Dynamik der Zeit er-
fasst. Dies gab dem gesellschaftlichen Leben in der Gemeinde einen spürbaren Auftrieb und
festigte das Selbstbewusstsein der Bürger. Gewiss hat auch die Ausstrahlung einer Persönlichkeit
wie die eines Karl von Rotteck, der ab 1831 den Amtsbezirk Kenzingen in der II. Kammer der
Badischen Ständeversammlung in Karlsruhe vertrat, dazu beigetragen3 (Abb. 1). Seine fortschrittlichen
politischen Ideen blieben auch in der Kenzinger Öffentlichkeit nicht ohne Wirkung,
zumal er neben seinen Reden und Schriften zusammen mit Johann Georg Jacobi, Professor der
Schönen Wissenschaften in Freiburg, der Hochburg des Liberalismus, an der Gründung der Lesegesellschaft
(1807) beteiligt war (Abb. 3a und 3b).

So kam es auch einige Jahre später in der Üsenbergerstadt zur Konstitution eines Bürgervereins,
zur Formierung einer Blaskapelle (Türkische Musik). Das Turnen und der Schießsport hatten
Zulauf. Die patriotischen Gefühle fanden im Männerchor ihren Ausdruck4.

Ein bildungsbeflissenes Bürgertum

Zweck der neu gegründeten Lesegesellschaft waren die „gesellige Unterhaltung und die Lektüre
"5. Ihr Präsident war der Mediziner und Amtschirurg Dr. Franz-Sales Schwoerer. Graf Peter
von Hennin, Hofgerichtsrath, Franz Benedikt Wurth, Geheimer Hofrath und Amtsphysikus,
sowie Pfarrer Jakob Ens vervollständigten den Vorstand. Gewissermaßen die Repräsentanten

KAHL % on ROT TECK.

Abb. 1: Karl von Rotteck (1775-1840). Abgeordneter
und Ehrenbürger von Kenzingen 1831.
Stadtarchiv Kenzingen.

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