Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 233
(PDF, 63 MB)
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Verstärkter Zuzug nach Kenzingen durch die Umsiedlungsprogramme

Mit dem Zuzug der Flüchtlinge, Vertriebenen und Evakuierten stieg in Kenzingen die Einwohnerzahl
stark an. Zählte Kenzingen 1939 mit den drei späteren Eingemeindungen noch 4697
Einwohner, so kletterte die Zahl 1950 auf 5452, 1956 auf 6412 und 1961 auf 65876. Für die
Kernstadt ergeben sich folgende Zahlen: 3079 (Mai 1939), 3202 (Oktober 1946), 3702 (September
1950), 4715 (Juni 1961), 4510 (Juni 1965)7 . Kenzingen, wie auch der Kreis Emmendingen
im Allgemeinen, hatte anfangs von den Zuwanderungen im Vergleich zu den
nordbadischen und württembergischen Kreisen nur wenig "abbekommen". Während 1950 der
Kreis Mosbach 28,3 % Vertriebene und Flüchtlinge zählte, waren es in Südbaden bedeutend
weniger. Und selbst hier gehörte der Kreis Emmendingen mit 7,5 % zu den "Schlusslichtern"8.

Abb. 2: Evangelischer Kindergarten mit Gemeindesaal in der Breslauer Str., eingweiht am 11. August 1957,
StA Kenzingen Fk-1/0514.

Wie ging die Zuwanderung konkret vonstatten? Bis 1950 wohnte ein Großteil der Flüchtlinge
auf Kenzinger Gebiet im Flüchtlingsaltersheim Bad Kirnhalden. Im Juli 1945 lebten dort noch
13 Familien, bestehend aus zwei bis acht Personen9. Danach ging die Bewohnerzahl kurzfristig
zurück. In Erwartung größerer Flüchtlingszahlen war das Heim Ende 1946 für "ältere Personen
und Personen, über deren Arbeitsfähigkeit man sich noch kein Urteil bilden kann ", vom Kreis
Emmendingen beschlagnahmt worden10. 1949 wurde es Kreisflüchtlingsaltersheim, weshalb es
im November 1949 von Staatspräsident Leo Wohleb besucht wurde11. 102 Flüchtlinge wohnten
damals dort. Die vermutlich höchste Auslastung des Heims lag bei ca. 120 Insassen12. Das Heim
fand in der Zeitung regelmäßig Erwähnung, so etwa zu Geburtstagen oder anlässlich einer "grünen
Hochzeit"13. Zu Weihnachtsfeiern wurde ausführlicher berichtet: etwa zur Bewohnerzahl,
zur Infrastruktur und der Freude über die Feier. So hieß es zu Weihnachten 1956, dass dort knapp
90 alte und alleinstehende Heimatvertriebene wohnten; Verwalter sei das Ehepaar Schropp, und
der Hausarzt heiße Dr. Franz Kimmi14 . Da die Fortführung des Heimes wirtschaftlich unzumutbar
geworden und die Bewohnerzahl von 120 auf zuletzt 16 abgesunken war, beschloss der

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