Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 285
(PDF, 63 MB)
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Memoria als Vergegenwärtigung von Abwesenden oder Toten begegnet auch außerhalb kirchlicher
Feiern, etwa beim individuellen oder gemeinsamen Gebet für Verstorbene, nicht selten
zum Jahrtag ihres Todes. War jemand in der Ferne verstorben und beigesetzt worden, errichtete
man ihm in der Kirche ein Erinnerungsmal (Epitaph). So hat sich in St. Laurentius ein prächtig
ausgestaltetes, dreiteiliges Stein-Epitaph erhalten. In Bildern und Wappen stellt es Wolf von
Hürnheim, seine Ehefrau Beatrix und die Tochter Veronika dar. Allegorische Figuren, Gegenstände
, Schmuckelemente und Schriftzeugnisse geben Einblick in die Welt des 16. Jahrhunderts12
. Ein 1904 für St. Laurentius gestaltetes Chorfenster erinnert daran, dass eine

Brandkatastrophe im Jahr 1814 die Stadt
heimgesucht hat13.

Mehrteilige Feiern, in denen sich die Gemeinde
, eine Schule, ein Verein oder auch die
ganze Stadt ihrer Gemeinsamkeit bewusst
wird, beginnen noch heute vielerorts in der
Kirche14. Das Fest der Kirchweihe (Kilwi,
Kilbi) und das Gedenken der Opfer von Gewaltherrschaft
und Krieg fuhren Christen über
die Grenzen der Konfessionen hinweg zusammen
. Auch das gehört zur Erinnerung: Sich
dessen bewusst werden, was die Glaubensgemeinschaften
über alle noch bestehenden Unterschiede
hinweg eint.

Erinnerungen in Form großer und kleiner Denkmäler

Die historische Altstadt und die Ortsteile Bombach und Nordweil sowie Hecklingen (jene 1971,
dieses 1974 eingegliedert) rühmen sich ehrwürdiger Kirchen und Kapellen, öffentlicher Gebäude
, schöner Gasthäuser, Bürgerhäuser und Brunnen. Unter Denkmalschutz steht in Kenzingen
das Rathaus und weitere Bauten einzeln für sich, erst recht das beeindruckende Ensemble der
Altstadt. Tafeln geben Einblick in die Geschichte großer und kleiner Denkmäler. Der Ort ist so
reich an liebevoll dargebotenen Erinnerungsstätten, dass der Autor auswählen musste. Er wusste
sich dazu schon deshalb berechtigt, weil „Die Pforte" seit ihrem ersten Erscheinen 1981 zahlreiche
Orte der Erinnerung vorgestellt, nicht wenige dem Vergessen entrissen hat.

Das um 1520 errichtete Rathaus zeugt vom Stolz eines altehrwürdigen Gemeinwesens. Zu den
Vorrechten der Städte gehörte es, dass sie ihre Angelegenheiten weitgehend selbstständig regeln
konnten. Das hieß, dass in Tausenden von Orten nicht eine ferne Obrigkeit oder deren Beauftragter
entschied, sondern Männer, die mit den örtlichen Verhältnissen vertraut waren. Wenn die
parlamentarische Demokratie in Europa entstanden ist, wenn dort in einem langwierigen Prozess
der Grundsatz freier, geheimer und gleicher Wahlen ausgebildet wurde, dann auch dank des Vorbilds
von Gemeindevertretungen, die im Rathaus zusammentraten und zum Wohl der Menschen
des jeweiligen Ortes gearbeitet haben - was Unterschleife und Schlimmeres nicht ausschloss.
Beschlüsse wurden festgehalten, Dokumente im Archiv sorgsam gehütet; den Späteren gewähren
sie Einblick in Bewährung und Versagen ihrer Vorfahren.

Abb. 2: Bernhard von Weimar legt mit seinen Truppen
Kenzingen 1638 in Schutt und Asche. 300 Einwohner
bleiben noch am Leben. Deckengemälde in der St.
Laurentius-Kirche.

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