Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
30. und 31. Jahrgang.2010/2011
Seite: 315
(PDF, 63 MB)
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Buchbesprechungen

Helmut Reiner

Berthold Auerbach, Schwarzwälder Dorfgeschichten, Tübingen 2008
(SilberburgVerlag) 204 S., 16,90 Euro.

Inge Auerbacher, die aus Kippenheim stammende Überlebende des Konzentrationslager There-
sienstadt, kommt alljährlich nach Kenzingen zu einem Bildungsprojekt der Grundschule, einer
Aufarbeitung der geschichtlichen Vergangenheit über künftige Toleranz und Friedenserziehung,
um mit den Schülern zu sprechen. Mit ihrem Namen verbindet sich das Erinnern an einen Ihrer
Vorfahren, den Gastwirt Manuel Auerbacher, der 1738 in Emmendingen „beim Tor neben der
Stadtmauer am Mühlbach " eine Schenke betrieb und auch die israelische Gemeinde betreute.
Noch mehr vielleicht an seinen Schwager, den Schriftsteller Berthold Auerbach[er], der einst
als in ganz Deutschland gefeierte Dichter leider in den Sog des Vergessens geriet. Es ist ein Akt
der Wiedergutmachung, dass man sich, 126 Jahre nach seinem Tod, an ihn erinnert und an sein
literarisches Schaffen.

Wenn der 1812 in Nordstetten Geborene auch nicht zur herausragenden Gilde der schreibenden
Zunft gehört, so sind neben den Biografien, Essays, Kritiken und Dramen besonders die umfangreiche
Sammlung der Schwarzwälder Dorfgeschichten unverkennbar von volkspädagogischen
Ambitionen bestimmt.

Sein poetischer Realismus sucht nach verklärender Vermittlung zwischen Wirklichkeit und Dichtung
(Rainer Moritz). In der Einleitung der Erstausgabe (1842) seiner Dorfgeschichten begründet
der Autor seinen Standpunkt: „Die Bauern sind nun über mich höchst ergrimmt und sagen, das
sei alles erlogen und ich hätte sie lächerlich machen wollen [...]. Ich halte es aber für meine
Pflicht, dass wir, je mehr wir dem Leben nahetreten, auch ohne Zagen ein Wirkliches zum Schauplatz
der Darstellung wählen und mit Namen nennen. "

Es ist erfreulich, dass man nun die Schwarzwälder Dorfgeschichten, wenn auch nur in einer
preiswerten Auswahl, wieder lesen kann. Man sollte diesen Autor der Heimatliteratur nicht nur
als Sozialkritiker oder gar als harmlosen Idylliker abtun. Seine poetischen Genrebilder vermitteln
einen liebenswerten Einblick in eine vergangene Welt, die nicht immer heil war. Was dieser Edition
fehlt, sind die originalen Illustrationen.

Annemarie und Norbert Ohler, Kinder und Jugendliche in friedloser Zeit - Geschichte in
den Jahren 1939 bis 1949, Münster 2010 (Aschendorff Verlag) 363 S., 18,90 Euro.

Für ein Periodikum wie „Die Pforte" ist es ein Privileg, Autoren vorweisen zu können, wie das
Ehepaar Ohler aus Freiburg. Wir freuen uns, die Neuerscheinung (2. Auflage) der Untersuchung
dieser beiden Wissenschaftler anzeigen zu dürfen. Dass in dieser umfassenden Darstellung ein
akribisches Forschungsergebnis mit eigenen Erlebnissen sich verbindet, macht die Qualität dieses
Buches aus. 36 Seiten Anmerkungen und ein Quellennachweis von der Hälfte dieses Um-
fangs bestätigen die Zuverlässigkeit dieser geschichtlichen Recherche. Dabei gelang der
promovierten Theologin und dem professionellen Historiker eine lebendige sprachliche Vermittlung
dieser höchst komplexen und erschütternden Ereignisse.

„Erinnerungen nicht nur sammeln, sondern Orte aufsuchen, Szenen und Bilder, wie viele von
unseren Altersgenossen sie in sich tragen, aus dem nur individuellen Gedächtnis herausholen ",
das war das Anliegen der Autoren.

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