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Auf den Kanzeln und Plätzen wortgewaltig
und gestenreich predigen,
praktische Handreichungen für das
Privat- und Familiengebet verbreiten
und so den Lebenswandel verbessern
, das war die Sache der auch
im Breisgau (Freiburg, Breisach,
Mahlberg, Staufen) und in der Ottenau
(Haslach, Offenburg, Oberkirch,
Oppenau) vertretenen Kapuziner.
Der Ausdruck „Kapuzinerpredigt"
ist sprichwörtlich geworden und
meint eine anschauliche, deftige
Predigt, die Unsitten beim Namen
nennt. Es ist, als ob Kapuziner und
Barock einander bedingten, jedenfalls
begegnen ihre Namen heute
noch in Barockkirchen, in der Barockliteratur
, in sakraler Volkskunst
und sogar in Schlossanlagen wie
Ahaus in Westfalen und Clemenswerth
im Emsland20.
Abb. 8: Martin von Cochem (1634-1712), Volksschriftsteller.
6. Große Rückschläge durch die Reformation und neues Wachstum in katholischen Landen
Um diese Zeit waren aber die Minderbrüder in Europa nur noch dort gegenwärtig, wo das Land
katholisch geblieben ist. Die Absage Martin Luthers an das Ordensleben hatte nämlich zu einem
Kahlschlag geführt: Angesteckt von der „Freiheit eines Christenmenschen" verließen etliche
Minderbrüder ihr Kloster, viele gaben widerstandslos nach, als die Reformation Stadt um Stadt
eroberte, andere wurden gewaltsam vertrieben oder ihre Klöster zum Aussterben verurteilt. Wer
unerschrocken widerstand, war die humanistisch gebildete Äbtissin der Klarissen in Nürnberg,
Caritas Pirckheimer (1467-1532). Sie blieb mit ihrem Konvent ein katholisches Bollwerk im protestantisch
gewordenen Nürnberg, das 1525 alle Klöster aufhob. Vom Stadtrat mit Aufhahmever-
bot belegt, bestand das Kloster, bis 1596 die letzte Schwester starb21.
Trotz der Gebietsverluste in der Reformationszeit wuchsen die franziskanischen Orden
im katholisch verbliebenen Europa stetig und erreichten im Laufe des 17./18. Jahrhunderts
ihren höchsten Personalstand: Observanten: 76 900 (1762); Konventualen:
15 000 (1682); Kapuziner: 34 000 (1761); Klarissen: 34 000 (1680). In diese Zeit fällt auch das
Kommen der Minderen Brüder nach Kenzingen. Sie haben offenbar gute Aufnahme und viele
Wohltäter gefunden, wenn sie imstande waren, eine so schöne, wenn auch schlichte Kirche zu
bauen, die heute noch gefällt.
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