Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 32
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Vergleich: Im gesamten Quellenbestand der Grundherrschaft des Klosters St. Blasien gibt es
nur einen Beleg für eine Vorschrift zur Mistdüngung47.

Eine weitere Technik, um die Effizienz des Getreideanbaus zu steigern und den Boden so gut
wie möglich zu behandeln, war die Dreifelderbrachwirtschaft48. Bei den Grangien im Altsiedel-
land des Breisgaus war die Dreifelderbrachwirtschaft das wesentliche Bodennutzungssystem.
Daneben existierten auch verschiedene Formen der Zweifelderwirtschaft. Bei ausgeprägter
Gemengelage der Grangienäcker Tennenbachs unterlag die Bewirtschaftung des Ackerlands
dem dörflichen Flurzwang49. Aufgrund seiner umfangreichen Ackerflächen muss das Kloster
in Bezug auf die Grangienäcker in Gemengelage ein Interesse an der geregelten Bebauung der
Ackerfluren gehabt haben, damit diese bestmöglich genutzt werden konnten.

Die Getreideproduktion der südwestdeutschen Zisterzienser besaß zweierlei Funktionen: Das
Getreide wurde für die Eigenversorgung der Klosterfamilie verwandt und aus der Produktion
anfallende Überschüsse wurden als Handelsware auf den Urbanen Märkten verkauft50. Der
Marktabsatz der überschüssigen Erzeugnisse der Grangienwirtschaft Tennenbachs muss als
ein wesentlicher Grund der ökonomischen Prosperität des Klosters angeführt werden51. Dieser
Umstand spiegelt das beachtliche Ausmaß des Ackerbaus der Tennenbacher Grangien in besonderem
Maß wider.

Aus ökonomischer Perspektive betrachtet können die bisher dargestellten Wesenszüge und
Neuerungen in der Agrarwirtschaft der Tennenbacher Grangien durchweg als positiv bewertet
werden, während eine Verschiebung des Blickwinkels eine differenziertere Bewertung zur
Folge hat.

An Folgendem kann allerdings auch die Ambivalenz des intensiven Tennenbacher Grangien-
ackerbaus klar aufgezeigt werden: Durch den umfassenden Getreideanbau auf den Grangien
und den Verkauf seiner Getreideüberschüsse war Tennenbach mit aller Wahrscheinlichkeit an
einer besseren Nahrungsmittelversorgung der wachsenden Bevölkerung52 beteiligt. Beachtet
man jedoch den Umstand, dass eine im Wesentlichen auf Getreideprodukten fußende Ernährung
einen Mangel an verschiedenen Nährstoffen hervorrufen kann53, muss der als positiv zu
wertende Versorgungsaspekt aus ernährungswissenschaftlicher Sicht kritischer bewertet werden
, da durchaus von einer Verschlechterung des Gesundheitszustands in der Bevölkerung ausgegangen
werden kann.

Die Notwendigkeit einer differenzierten Bewertung des intensiven Ackerbaus der Grangien
Tennenbachs wird aus umweltgeschichtlichem Blickwinkel, wie die nachstehend kurz angerissenen
Aspekte zu den Folgen der Intensivierung des Ackerbaus zeigen werden, besonders
evident. Aufgrund der mittelalterlichen Expansion des Ackerbaus kam es zu Bodenerosion und
Auenlehmbildung. Daraus resultierende Effekte wie beispielsweise die Veränderung der Wasserverhältnisse
und Verschiebung der Wasserläufe wirkten sich auf die Zusammensetzung der
Fischbestände aus. Auch die Wassermühlen hatten durch die zu ihnen gehörenden wasserbaulichen
Anlagen wie Dämme und Wehre nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Entwicklung
der Fischbestände54. Damit ist davon auszugehen, dass die einzelnen Elemente der intensiven
Getreidewirtschaft der Tennenbacher Grangien die Kulturlandschaft sowie die Tier- und Pflanzenwelt
im klösterlichen Wirkungsraum beeinflussten.

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