Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 114
(PDF, 62 MB)
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Ihre Stellung als Ehefrau und Stammmutter der heiligen Sippe ließen Anna zu einer Symbolfigur
der Stadtbürger werden, entsprach sie doch dem Familiengefühl und Sippenbewusstsein
spätmittelalterlicher Stadtgeschlechter. Auch die Art und Weise, wie sie ihre Tochter Maria mit
dem „Buch der Bücher" vertraut machte, war von vorbildlicher Funktion. So sehen wir in
Anna auch eine Repräsentantin religiöser Erziehungs- und Bildungspflichten. Zu dieser Aufgabe
verhalfen ihr insbesondere die Humanisten, die das Lob Annas in zahlreichen Schriften
verbreiteten und dabei auch die eigenen Ideale auf sie übertrugen.

Maria erscheint als die in Reinheit erstrahlende Jungfrau, deren Nimbus mit leuchtenden Sternen
besetzt ist, die sie als künftige Himmelskönigin ausweisen. In demütiger Haltung liest die
„Magd des Herrn " (Luk. 1, 38) in der lateinischen Bibelübersetzung die Prophezeiung Jesajas:
„Siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden ..." (Jes. 7, 14) - eine Verheißung, die man
schon früh auf Maria bezog. Zwei Engel, die von oben heranschweben, bringen einen Blütenkranz
aus Rosen. Vermutlich ist dies eine Anspielung auf Maria als die „Rose ohne Dornen ".
Denn Maria war - gerade nach franziskanischer Glaubensauffassung - als Vorauserlöste frei
von der Erbsünde. Als Schutzpatronin des ganzen Ordens, zu der Franziskus Maria bestimmt
hatte, spielte ihre Verehrung besonders im Barockkatholizismus, in dem ihr Kult einen Höhepunkt
erreichte, eine große Rolle.

Der heilige Nikolaus von Myra - Kopfbild des Anna-Altars

Nikolaus ist „der Heilige der ungeteilten Christenheit" (Lothar Heiser). Er wird in der Ostkirche
hoch verehrt und gilt als der Wundertäter. Ebenso sah man über Jahrhunderte in der
Westkirche in ihm den größten Nothelfer. Er wird in seinem bischöflichen Ornat mit Krummstab
, Mitra und Mantel dargestellt, da Nikolaus als der idealtypische Bischof gilt, als Urbild
und Vorbild gleichermaßen. Die ältesten Überlieferungen sind historisch keine auswertbaren
Quellen. Dafür ranken sich um seine Gestalt zahlreiche Legenden. Zu ihrem ältesten Bestand
gehört auch die sogenannte Jungfrauenlegende, nach der Nikolaus drei verarmte Patriziertöchter
vor dem Schicksal der Prostitution bewahrte, indem er ihnen heimlich die Mittel für
ihre Aussteuer in Form von drei Goldkugeln zukommen ließ. Diese wurden in der Westkirche
zu seinem Hauptattribut.

Wir erkennen sie auf dem Buch in seiner linken Hand, das ebenfalls zu Nikolaus als einem
Lehrer und Verkündiger der Heiligen Schrift gehört. Sie ist die eigentliche Grundlage seiner
Großherzigkeit und seines tatkräftigen Handelns aus Gottes- und Nächstenliebe. Die Drei als
heilige Zahl, die die vollkommene Fülle symbolisiert, begegnet auch in anderen Nikolauslegenden
. Sie weist daraufhin, dass der Heilige in besonderer Weise die Dreifaltigkeit verehrte.
Außerdem ist sie ein Zeichen für seine All-Zuständigkeit, denn in seiner Figur spiegelt sich
das grenzenlose Erbarmen Gottes wider, das sich keiner Not versagt.

Die Frage, warum dieser Heilige auf dem Altarbild einer Franziskanerkirche erscheint, hat
Bertram Jenisch überzeugend beantwortet. Zuweilen waren auch Steine Gold wert, zumal sie
für den Bau der Klosterkirche dringend benötigt wurden. Die Steine unserer Kirche stammen
von der verfallenen Nikolauskapelle aus dem verlassenen Dorf Nidingen. Gleichsam aus
Dankbarkeit für dieses „Geschenk" und zur Erinnerung an den Patron der Nikolauskapelle fand
der Heilige seinen Ort als Kopfbild des Anna-Altars.

Darüber hinaus wächst dem Heiligen im Zuge der katholischen Reform eine weitere Bedeutung
zu. Denn vom nächtlichen Gabenbringer wird Nikolaus zu dem, der die Kinder besucht

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