Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 116
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0118
gemalt (P. = pinxit) hat. Es war bisher nicht bekannt, von wem dieses Bild stammt. Der Leiter
des Diözesanmuseums in Brixen, Dr. Johann Kronbichler, hat den Künstler auf unsere Anfrage
hin identifiziert.

Der heilige Franz von Assisi - Kopfbild des Antonius-Altars

Der Antonius Altar spricht, wie es für die Barockkunst charakteristisch ist, mystisches Sehen
an, einen meditativ-visionären Bereich, der sich durch andächtiges Schauen erschließt. Das
Kopfbild zeigt den Ordensgründer. So sehr Franziskus (1181/82-1226) von der Liebe Gottes
in Freude bewegt war, die ihm in einmaliger Weise in der Menschwerdung aufleuchtete, so intensiv
konnte er diese Liebe, die ihm im Leiden und Sterben des Gottessohnes vor Augen stand,
beklagen und beweinen. Sein „Mitleiden ", seine „cotnpassio ", überwältigte ihn oft gänzlich.
Krippe und Kreuz waren die entscheidenden Heilsereignisse, die Franziskus stets neu voller
Anteilnahme und emotionaler Bewegung meditierte.

Entsprechend der barocken Auffassung des Heiligen, die zur Andacht anregen und zur Nachahmung
bewegen sollte, sehen wir einen vom Leiden gezeichneten, asketischen Büßer, der
sich in die Einsamkeit zurückgezogen hat. Es waren dies jedoch auch Züge, die zur Person
des Heiligen gehörten. Zeiten der Wanderpredigt wechselten mit Phasen des Fastens und des
Gebets an abgelegenen Orten. Aktion und Kontemplation, Stadt und Stille gehörten für ihn
untrennbar zusammen.

Franziskus trägt bereits die Wundmale, die Zeichen tiefer Leidensverbundenheit mit seinem
Herrn. Die Kreuzesnachfolge bestimmte sein Leben, bis sie ihn - zwei Jahre vor seinem Tod -
durch die Stigmata auch körperlich sichtbar prägte. Auf diesem Bild wird die Betrachtung des
Kreuzes als Schriftlesung verstanden. Diese metaphorische Deutung des Kreuzes als „Buch
des Lebens" war bereits zur Zeit des Heiligen bekannt.

Franziskus spricht von der „fragilitas " des Menschen, seiner Gebrechlichkeit in Bezug auf
Sünde und Schuld, seiner Zerbrechlichkeit in Bezug auf seine Sterblichkeit. Im Symbol des
Totenschädels ist diese menschliche Wirklichkeit präsent, die insbesondere auch das barocke
Lebensgefühl bestimmte. Es ist das Schicksal des „ersten Adam", dem Vertreter des Menschengeschlechts
. Durch die Hingabe des „zweiten Adam", Jesus Christus, wird die Menschheit
am Kreuz von diesem Los erlöst. Diese verbreitete typologische Deutung geht bereits auf
den Apostel Paulus zurück.

7. Franz Sebald Unterberger (1706-1776) - der Maler des Antonius-Altarbildes

Johann Kronbichler

Das schlichte kleine Altarbild zeigt den hl. Antonius wie er das auf einer Wolke sitzende Jesuskind
hält und es gleichsam dem Betrachter zur Verehrung präsentiert. Das Jesuskind schaut
auch direkt auf den Betrachter und hält in seiner rechten Hand ein kleines Kreuz, als Hinweis
auf die Erlösung durch seinen Tod am Kreuze. Etwas oberhalb und hinter dem Jesuskind beugt
sich ein Engelspaar über eine Wolke nach vorne und schaut andächtig auf das Kind herab. Links
im Vordergrund hält ein kniender Engelsputto ein großes geöffnetes Buch und weist auf die
Inschrift, die mit dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Responsorium auf den hl. Antonius
beginnt: „Si queris miracula,

116


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0118