Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 118
(PDF, 62 MB)
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Der Malstil des Bildes verrät eindeutig seinen Meister, nämlich den aus Cavalese gebürtigen
und in Brixen tätig gewesenen Maler Franz Sebald Unterberger (1706-1776). In den am
unteren Rand des aufgeschlagenen Buches stehenden Initialen F.VP.P. ist auch die Signatur des
Künstlers zu lesen, und zwar als Franz Unterperger Pinxit.

Diese Form der Signatur auf diesem Gemälde ist kein Einzelfall, sondern sie wurde von Unterberger
mehrfach verwendet. Um von einem charakteristischen oder typischen Werk eines
Künstlers sprechen zu können, bedarf es freilich einer entsprechenden Kenntnis seiner Werke,
in denen sich die verschiedenen Stilelemente wiederholen, wie z.B. gewisse Figurentypen, die
Gewand- und Faltenbildung, die Farbgebung oder die Art der Engelsputten, die bei Franz
Sebald Unterberger ein jeweils sehr charakteristisches Aussehen haben.

Die beste Möglichkeit, den Malstil Unterbergers kennenzulernen bietet der frühe, umfangreiche
Klara-Zyklus für das Klarissenkloster in Brixen. Auf dieses Frühwerk folgten dann
zahlreiche weitere Aufträge sowohl für das Kloster selbst als auch außerhalb des Klosters. Das
Zentrum seines Schaffens blieb eigentlich immer Brixen, auch wenn sein Wirkungskreis
vom Trentino über Süd-, Nord- und Osttirol bis nach Schwaben reichte.

Eine besondere Verbindung bestand zeitlebens zum Franziskanerorden, denn erst über die
Vermittlung der Franziskaner wurde Franz Sebald mit dem Auftrag des Klara-Zyklus betraut.
Er wohnte auch während dieser Arbeiten bei den Franziskanern, durfte mit den Patres im Kloster
speisen und konnte sich im Gastzimmer seine Werkstatt einrichten. Die so entstandene enge
Verbindung zum Franziskanerorden erklärt auch die zahlreichen Werke des Künstlers in den
Ordenshäusern von Brixen, Kaltem, Innichen, Lienz, Pergine, Hall in Tirol, Schwaz und
Reutte.

Durch die weitreichenden Ordensverbindungen in die vorderösterreichischen Lande hat

Franz Sebald Unterberger in der ehemaligen Franziskaner-Eremitenklosterkirche von Bernstein
bei Haigerloch zwei Seitenaltarbilder mit Auszugsbildern gemalt, die sich heute in
Böchingen bei Oberndorf am Neckar erhalten haben. Ein weiteres Altarbild Unterbergers mit
einer Taufe-Christi-Darstellung ist in der von den Franziskanern betreuten Konvikts- und Wallfahrtskirche
von Ehingen an der Donau bewahrt geblieben. Von den neun Altarbildern Franz
Sebald Unterbergers für die Karmeliterkirche in Rottenburg am Neckar sind drei Bilder in der
Pfarrkirche von Erlaheim bei Balingen erhalten.

Aus der Chronik der Tiroler Franziskanerprovinz geht auch noch hervor, dass Franz Sebald
Unterberger für die kleine vorderösterreichische Niederlassung in Seelbach zunächst ein
Michaels-Altarbild gemalt hat. Weil das Bild solchen Gefallen fand, erklärte sich gleich ein
Wohltäter zur Bezahlung der beiden Seitenaltarbilder des hl. Antonius und des hl. Johannes
von Nepomuk bereit, wenn sie von demselben Künstler, nämlich Franz Sebald Unterberger,
ausgeführt würden. Diese Bilder wurden 1813 veräußert beziehungsweise, an verschiedene
Pfarrgemeinden abgegeben und sind seither verschollen. Unwillkürlich drängt sich die Vermutung
auf, dass es sich beim Antonius-Bild um das verschollen geglaubte aus Seelbach handeln
könnte. Diese Frage wird sich sehr wahrscheinlich noch klären lassen.

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